Ein großes Problem liegt darin, dass Stress, der in der Redesituation unvermeidlich auftaucht, Vortragende oft zu Fehldeutungen von Publikumsreaktionen verleitet. Dabei muss, insbesondere bei kontroversen Themen, immer mit Provokationen, Zwischenrufen und Angriffen gerechnet werden.
Es ist häufiger zu beobachten, dass simple Nachfragen von gestressten Rednerinnen und Rednern schnell als Angriff auf die eigene Person oder Kompetenz missverstanden werden.
In einer Situation, die von vornherein als Kampf eingeschätzt wird, genügt der kleinste Funke, um das Pulverfass hochgehen zu lassen. Es passiert dann oft, dass alle Signale aus dem Publikum als feindliche Handlung fehlinterpretiert werden.
Nach dem Motto "Bevor ich angegriffen werde, schlage ich lieber als Erster zu" werden die Zuhörer dann von Anfang an mit Argumentationssalven und Worthülsen eingedeckt. Diese Vorgehensweise führt dann tatsächlich zu feindseligen Reaktionen aus dem Publikum. Der Redner tappt in die Falle der selbst erfüllenden Prophezeiung.
Obwohl die tatsächlichen Angriffe vordergründig als das größere Übel gelten, bereiten die vermuteten Angriffe Vortragenden oft ebenso viel Schwierigkeiten. Hier ist es hilfreich, sich von der Einstellung zu lösen, dass das Publikum in der Hauptsache aus Zweiflern, Kritikern und Besserwissern besteht.
Rednerinnen und Redner sollten ihre Zuhörerschaft als das begreifen, was sie ist: Eine Ansammlung von Informationssuchenden, die Ihrer Anleitung bedürfen, um sich ein Thema erschließen zu können.
Zu den vermuteten Angriffen, die sie schnell auflösen können, zählen wir Nachfragen
zur Erläuterung von Fachtermini,
zur Erklärung von Abkürzungen,
zur Übersetzung von Fremdwörtern und
zur Lesbarkeit von Powerpointfolien aus größerer Entfernung.
Klären Sie derartige Verständnisfragen und Zwischenbemerkungen schnell und kurz, damit Sie mit den interessierten Zuhörern weiter gemeinsam am Thema arbeiten können.
Auf tatsächliche Angriffe und unproduktive Streitgespräche sollten Sie sich nicht einlassen. Länger andauernde Auseinandersetzungen mit einzelnen Zuhörern sind immer eine Gefahr. Die schweigende Mehrheit fühlt sich nach einiger Zeit ausgegrenzt.
Reagieren müssen Sie bei tatsächlichen Angriffen dennoch. Hier stehen Ihnen diese Redetechniken zur Verfügung, sie können:
die Unterstützung des Publikums einholen,
auf die Meta-Ebene wechseln,
Reaktionen zurückstellen,
kleinere Attacken ignorieren,
auf Allgemeinplätze ausweichen,
mit Einzelfällen argumentieren oder
sich auf Autoritäten berufen.
Darüber hinaus hilft es oft auch, darauf hinzuweisen, dass manche Themen nun einmal kontrovers sind, Sie also keine absoluten Wahrheiten verkünden, sondern Lösungsansätze und mögliche Wege aufzeigen wollen, von denen letztendlich alle profitieren werden.
Weitere konkrete Tipps zum Ausbau Ihrer rhetorischen Fähigkeiten finden Sie hier: Rhetorik und Körpersprache für Manager - und Managerinnen: Diese 7 Praxistipps sorgen für Ihren souveränen Auftritt.
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