Auch wir hören häufiger Statements wie "Arbeitszeugnisse in Bewerbungsunterlagen? Die lese ich schon längst nicht mehr!" oder "Für mich haben die selbstverfassten Jubelarien von Managern, genannt Zeugnisse, nun wirklich keinen Stellenwert".
Es stimmt, dass manche Personalverantwortliche, Headhunter, Geschäftsführer, CEO's oder künftige Fachvorgesetzte bei der Analyse von Bewerbungsunterlagen den beigefügten Arbeitszeugnissen wenig Aussagekraft einräumen. Allerdings ist dies nur die halbe Wahrheit.
Selbstverständlich sind Arbeitszeugnisse von Top-Managern, Führungskräften oder Fachspezialisten im Rahmen von Einstellungsentscheidungen nur ein Mosaikstein unter vielen anderen.
Neben der Auswertung des Lebenslaufes und gezielten Nachfragen zu einzelnen Stationen im bisherigen beruflichen Werdegang in Telefoninterviews und Vorstellungsgesprächen werden häufig noch Assessment-Center oder Management-Audits durchgeführt.
Und es werden offene und verdeckte Referenzen aus dem beruflichen Umfeld eingefordert beziehungsweise eingeholt.
Dennoch haben Zeugnisse in Auswahlverfahren durchaus ihren Stellenwert.
Beispielsweise dann, wenn es darum geht, sich zwischen zwei oder drei gleichermaßen geeigneten Kandidaten zu entscheiden.
Plötzlich wird dann nach dem Haar in der Suppe gesucht, das den Ausschlag geben könnte, und schon kommen die Arbeitszeugnisse wieder ins Spiel.
Oder es bestehen nach Vorstellungsgesprächen leichte Zweifel an den Führungsfähigkeiten oder dem Leistungsvermögen eines Bewerbers.
Auch dann werden die vorliegenden Zeugnisse noch einmal gründlich geprüft werden, um bestehende Zweifel auszuräumen oder zu bestätigen.
Fazit: Arbeitszeugnisse sind "unwichtig", allerdings nur, solange sie überdurchschnittliche Leistungen bestätigen.
"Wichtig" - weil eventuell ein Einstellungshindernis - sind dagegen schlechte Arbeitszeugnisse. Insbesondere dann, wenn sie Zweifel an der Leistungsfähigkeit, Führungsstärke, Motivation oder Loyalität einer Bewerberin oder eines Bewerbers aufkommen lassen.
Christian Püttjer & Uwe Schnierda twitter: karrierecoaches
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