5 Alternativen zum Arbeitszeugnis: vom Bewerbungsprofi

Von Püttjer - Schnierda

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Gibt es Alternativen zum Arbeitszeugnis?

Danach werden wir in unserer Beratungspraxis häufiger gefragt. Die Gründe hierfür sind vielfältig, beispielsweise

  • ein fehlendes Zwischenzeugnis für anstehende "heimliche Bewerbungen"

  • eine Kündigung in der Probezeit mit Verzicht auf ein absehbar oberflächliches Zeugnis,

  • eine längere selbstständige oder freiberufliche Tätigkeit,

  • verlorene Zeugnisse, beispielsweise durch Umzug,

  • Arbeit im Ausland (weil schriftliche Bewertungen dort unüblich sind),

  • Ärger mit dem Chef beim Weggang, daher schwaches Endzeugnis oder

  • grundsätzliche Zweifel an der Aussagekraft von Arbeitszeugnissen.

 

Aber was können Sie im Bewerbungsverfahren tun, um im Ihre Angaben aus dem Anschreiben und dem Lebenslauf mit zusätzlichen Argumenten zu unterfüttern.

Oder im Vorstellungsgespräch auf Rückfragen zu fehlenden oder schlechten Zeugnissen souverän zu reagieren.

 




Zeugnisalternative: Hinweis auf "heimliche Bewerbung"

Bewerberinnen und Bewerber, die keine Unruhe am momentanen Arbeitsplatz aufkommen lassen wollen, brauchen ihren Unterlagen kein aktuelles Zwischenzeugnis beifügen.

Stattdessen sollte bereits das Anschreiben den Hinweis "Ich bitte um vertrauliche Behandlung meiner Bewerbung, da ich mich aus einem ungekündigten Arbeitsverhältnis heraus bewerbe." enthalten.

In folgenden Vorstellungsgesprächen kann dann, ganz konsequent, darauf hingewiesen werden, dass der derzeitige Arbeitgeber erst über den Weggang informiert werden soll, wenn ein neuer Arbeitsvertrag unterschrieben worden ist. Und daher kein aktuelles Zeugnis vorliegt.

 




Ärger mit Chef: offenes Bekenntnis

Konflikte, Streitigkeiten und Auseinandersetzungen mit Vorgesetzten sollten im Bewerbungsverfahren prinzipiell eher nicht thematisiert werden.

Es kommt aber häufig vor, dass ein Chefwechsel der tatsächliche Grund für die eigenen Kündigungsabsichten ist. Im Vorstellungsgespräch kann in diesem Ausnahmefall offen bekannt werden, dass die "Chemie" einfach nicht mehr stimmt.

Weiter kann idealerweise darauf verwiesen werden, dass Kollegen die Abteilung wegen der oder dem Neuen bereits verlassen haben oder ebenfalls den Weggang planen. Dies gibt der eigenen Begründung für den Stellenwechsel noch mehr Glaubwürdigkeit.

 




Keine Zeit gehabt: berufliche Entwicklung ging vor

Bewerber, die intern häufiger um- oder aufgestiegen sind, an verschiedenen Standorten gearbeitet haben und insgesamt sehr lange für einen Arbeitgeber tätig waren, haben häufig aus Zeitnot, Bequemlichkeit oder einfach Unachtsamkeit keinerlei Zwischenzeugnisse vorliegen.

 

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19 Jahre Berufstätigkeit - nur Ausbildungszeugnis

In unserer Beratungspraxis optimieren wir regelmäßig die Unterlagen von Führungskräften, die sich firmenintern einen Aufstieg erarbeitet haben.

Nicht selten auch vom Auszubildenden bis hin zum Gruppen- oder Abteilungsleiter, einschließlich zwei bis vier Zwischenstationen.

Und oftmals gibt es dann nur ein 16 Jahre altes Ausbildungszeugnis - und nicht mehr.

 

Hier sollten die verschiedenen Positionen im Lebenslauf ausführlich dargestellt und passende Erfolge in den einzelnen beruflichen Stationen thematisiert werden.

Im Vorstellungsgespräch sollte dann ausdrücklich auf die sehr lange Beschäftigungszeit und die verschiedenen beruflichen Aufgaben- und Verantwortungsbereiche hingewiesen werden.

Und ausdrücklich hervorgehoben werden, dass beim momentanen Arbeitgeber weniger Zeugnisse wichtig waren, sondern gute Arbeit.

 




Selbstständige oder freiberufliche Tätigkeit

In Zeiten wirtschaftlichen Wachstums wechseln Selbstständige und Freiberufler häufig zurück in feste Stellen. Diese Bewerbergruppen können selten Arbeitszeugnisse vorweisen.

Stattdessen kann beispielsweise

  • auf zufriedene Kunden,

  • auf erfolgreiche Projektarbeit,

  • auf das Budget, die zeitliche Dauer und die Gruppengröße von Projekten,

  • auf erreichte Verbesserungen,

  • auf erzielte Kosteneinsparungen,

  • auf die Ausweitung des Kundenstamms

  • oder Ähnliches

hingewiesen werden. Im Prinzip handelt es sich hier um eine stärkenorientierte Selbstpräsentation der eigenen Erfahrungen, Kenntnisse, Antriebsmomente - und Erfolge.

 




Referenzen als Zeugnisalternative: Vorgesetzte, Kunden, Projektmitarbeiter

Ebenso wie Selbstständige können auch Arbeitnehmer statt eines Arbeitszeugnisses, aber auch ergänzend dazu, Referenzschreiben in die Bewerbungsunterlagen aufnehmen.

Denkbar sind hier Empfehlungsschreiben

  • von ehemaligen oder aktuellen Vorgesetzten,

  • von ehemaligen Kollegen, die mittlerweile eine Führungsposition ausüben,

  • von ehemaligen oder aktuellen Schlüsselkunden, Dienstleistern oder Lieferanten, die über einen längeren Zeitraum betreut wurden oder

  • von früheren oder momentanen Projektleitern, unter deren Leitung zurechenbare Ergebnisse erzielt wurden.

 

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Selbstverständlich können, besser sollten, die Referenzschreiben auf Englisch als Recommendation Letter (hier: Beispiele als PDF-Download) verfasst werden, wenn die Vorgesetzten, Projektmanager, Kollegen oder Kunden im Ausland ansässig sind.

Insbesondere dann, wenn die Zielposition ebenfalls international ausgerichtet ist, beispielsweise in den Bereichen Sales, Product Management, Online Marketing, Finance oder Procurement.

 




Gegenseite: Die Alternativen der HR- und Personalexperten

Im Bewerbungsverfahren vertrauen manche Personalmitarbeiter Arbeitszeugnissen stark. Für andere sind sie zumindest erste Indizien hinsichtlich beruflicher Erfahrungen und Kenntnisse und persönlicher Stärken.

Andere messen Zeugnissen weniger Bedeutung bei und wählen daher mittels

Auch Persönlichkeitstests und kognitive Tests (Intelligenz, Konzentrationsvermögen, Logik usw.) kommen, je nach angestrebter Position und Vorliebe der Personaler, zum Einsatz.

 

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Grundsätzlich gilt unserer Erfahrung nach im (Berufs-)Leben daher: Es gibt immer eine Alternative - und dies gilt auch für Arbeitszeugnisse.

Cristian Püttjer & Uwe Schnierda twitter: karrierecoaches 

foto: © Raphael Koh on Unsplash.com