Argumente für ersten Führungsjob ✓ Selbstmotivation verdeutlichen ✓ Karrierehelfer und Karrierebremser ✓ Junior Manager im Vorstellungsgespräch ✓
Warum wollen Sie überhaupt Führungskraft werden? Dass das Gehalt einer Führungskraft zu 50 Prozent aus Schmerzensgeld besteht, bestätigen uns die Führungskräfte, die wir in unserer täglichen Coachingpraxis beraten, immer wieder mit einem leichten Augenzwinkern.
Häufig gilt: Der Druck ist hoch, die Stimmung ist angespannt. Kosten müssen nicht selten mit der Brechstange gesenkt werden, für wichtige strategische Projekte sind die Zeit und die Mittel zu knapp, zukünftige Entwicklungen im Markt lassen sich nur schwer vorhersagen und drohende Umstrukturierungen verschlechtern das Arbeitsklima .
Hinzu kommt oft noch die Sorge um den eigenen Arbeitsplatz, was ebenfalls nicht gerade zu einer optimistischen Grundhaltung beiträgt.
Wer sich von diesem negativen Eingangsszenario nicht abschrecken lässt und für sich feststellt, dass doch alles gar nicht so schlimm ist und in jeder Krise auch eine Chance liegt und man als Führungskraft eben auch fordernde Situationen bestehen und schlechte Nachrichten aushalten müsse, hat den ersten Test auf dem Weg nach oben schon bestanden.
Denn wer sich heute noch dazu entschließt, Führungsverantwortung zu übernehmen, sollte ein dickes Fell mitbringen, mit Widerständen umgehen können und bereit sein, seinem Umfeld auch unangenehme Wahrheiten mitzuteilen.
Glücklicherweise ist das nur die eine, sehr zugespitzte, Seite der Führungsarbeit. Es gibt auch deutlich positivere Aspekte.
Junior Manager Definition: "Führungskraft auf der untersten Hierarchieebene eines Unternehmens oder einer Organisation mit geringerer spezifischer beruflicher Erfahrung. 'Junior Manager' meint dabei nicht 'junge Führungskraft', sondern Führungskraft mit geringerem Dienstalter. Die Bezeichnung hat keinen zwingenden Bezug zum Lebensalter der Mitarbeiterin oder des Mitarbeiters."
Daher ist sie auch in Bezug auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, AGG, keine Diskriminierung. LAG Rheinland-Pfalz: Urteil vom 10. Februar 2014, Az. 3 Sa 27/13.
Die Mehrheit der Führungskräfte schätzt an ihrem Job, dass sie ihre Gestaltungsqualitäten und Handlungsstärke ausleben können.
Und insbesondere wenn sich der gewünschte Erfolg zeigt, stellt es durchaus zufrieden, neue Strategien zu entwickeln, deren Umsetzung zu begleiten, Arbeitsabläufe zu optimieren, abteilungs- und bereichsübergreifend zu arbeiten, zu kommunizieren und zu präsentieren.
Mit Ihrer Reflexion der hier aufgeführten Vor– und Nachteile des Führungsjobs vollziehen Sie bereits den ersten Schritt einer tragfähigen Bewerbungsstrategie.
Klären Sie intensiv für sich: Kenne ich Führungskräfte, an denen ich mich orientieren kann? Möchte ich wirklich Führungsverantwortung übernehmen, und zwar dauerhaft? Und welche Nebenwirkungen bringt der Führungsjob, speziell für mich, mit sich?
Weiter benötigen Sie Karrierehelfer, insbesondere dann, wenn der Aufstieg intern erfolgen soll. Gibt es beim momentanen Arbeitgeber überhaupt passende Führungspositionen, die in nächster Zeit frei werden? Und weiß man in der Personalabteilung auch, dass Sie mittelfristig einen Karriereschritt anstreben?
Zum unvermuteten Karrierebremser entwickelt sich in der Praxis oft der direkte Vorgesetzte. Gerade weil Sie schon jetzt sehr engagiert und über die üblichen Arbeitszeiten hinaus arbeiten, möchte dieser Sie vielleicht gar nicht davonziehen lassen.
Bauen Sie deshalb eigene Netzwerke im Unternehmen auf oder bewerben Sie sich extern. Und rechnen Sie immer damit, dass Ihr Wunsch nach mehr Verantwortung vom Fachvorgesetzten als Aufkündigung einer vertrauensvollen Arbeitsbeziehung missverstanden werden könnte. Positive Ausnahmen von fördernden Chefs bestätigen natürlich auch hier die Regel.
Ihre überdurchschnittliche Leistungsorientierung können Sie in Ihrem Lebenslauf, im Jobinterview und beim Karriere-Talk mit Unterstützern überzeugend mit einem beständig wachsenden Aufgabenfeld im Tagesgeschäft und mit erfolgreicher Projektarbeit belegen.
Auf die knifflige Frage „Sie haben ja bisher keine Führungsverantwortung gehabt, oder?“ können Sie dann souverän antworten mit „Ich durfte zunächst in kleineren Projektgruppen mitarbeiten. Da meine Ergebnisse überzeugten, konnte ich dann eigene Projektteams verantwortlich führen. So habe ich beispielsweise in Abstimmung mit dem Rechnungswesen und dem Vertrieb ein neues Kennzahlensystem für ein effektiveres Forderungsmanagement etabliert.“
Ihre Leadership-Skills, dazu zählen wir Überzeugungskraft, Präsentationsgeschick, Moderationsfähigkeiten und eine ausgesprochene Hands-on-Mentalität, sollten Sie ebenso in Ihren Unterlagen wie auch im persönlichen Gespräch vermitteln können.
Die hierauf zielende zentrale Frage „Wie würden Sie Unternehmensentscheidungen durchsetzen?“ wäre mit „Ich gebe klare und direkte Anweisungen“ sicherlich unpassend beantwortet.
Besser ist eine inhaltliche Position, die deutlich macht, wie Sie im Tagesgeschäft agieren würden: „Mir ist es immer wichtig, Entscheidungen auch nachvollziehbar zu machen. Der einzelne Mitarbeiter sollte verstehen, warum ich eine bestimmte Leistung von ihm einfordere. Es hilft, Ziele klar zu vereinbaren, mit Zwischenberichten oder Gesprächen lässt sich dann der Fortschritt der Arbeit überprüfen. Mit dieser Herangehensweise bin ich auch in dem angesprochenen Projekt gut gefahren.“
Wir erleben täglich Führungskräfte, die versichern, dass sie den Weg nach oben immer wieder einschlagen würden, trotz gestiegener Belastung. Unverzichtbar dabei ist aber eine realistische Selbsteinschätzung und die Bereitschaft Konflikte durchzustehen. Läuft der erste Führungsjob gut, wird der Weg zum zweiten leichter, denn dann ruft vielleicht schon der Headhunter an.
Persönliche Klärung
- Will ich wirklich Führungsverantwortung übernehmen?
- Was würde mir am Führungsjob gefallen, was nicht?
Karrierehelfer
- Unterstützt mich mein direkter Vorgesetzter?
- Wie nimmt mich die Personalabteilung wahr?
- Gibt es andere Karriereunterstützer?
Leistung
- Kann ich mich durch Projektarbeit profilieren?
- Welche Aufgaben von mir haben Außenwirkung?
Formal
- Gibt es intern überhaupt Führungsjobs für mich?
- Muss ich mich extern bewerben?
Weiterbildung
- Habe ich meine Leadership-Skills ausgebaut?
- Bin ich fachlich breit genug aufgestellt?
Christian Püttjer & Uwe Schnierda twitter: karrierecoaches
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