Viele Führungskräfte und Fachspezialisten machen sich darüber Sorgen, dass sie zu wenig Gehalt beim Stellenwechsel verlangen, sich unter Preis verkaufen und die Chance einer spürbaren Gehaltsverbesserung nicht ausreichend nutzen. Oder sie befürchten, dass sie sich durch zu hohe Gehaltsforderungen frühzeitig selbst ins Aus katapultieren.
Hier überzeugen Sie, wenn Sie die formale Gehaltsdiskussion, also reine Zahlenspiele, durch eine inhaltliche Argumentation ersetzen.
Beim Thema Gehalt machen Sie es sich erheblich leichter, wenn Sie Ihre Einstellungsargumente erneut unterstreichen. Stellen Sie mit Ihrer Bewerbung heraus, dass Sie ein Gewinn für die neue Firma sind. Heben Sie Ihre Qualifikationen hervor und machen Sie an Beispielen fest, wie Ihnen Ihre Führungskompetenzen, Ihre persönlichen Fähigkeiten und Ihre fachlichen Kenntnisse dabei helfen werden, die neuen Aufgaben erfolgreich zu bewältigen. Es sollte deutlich werden, dass Ihre Arbeitsleistung für die Firma von Anfang an gewinnbringend ist.
Wenn Ihre berufliche Entwicklungslinie »nach oben« führt und sie mehr Verantwortung und Handlungsspielräume in der neuen Position suchen oder sogar einen Karrieresprung vollziehen möchten, sollte die neue Stelle auch besser dotiert sein als Ihre vorherige.
Als Richtschnur gilt dann: Verlangen Sie etwa 20 Prozent mehr Brutto-Jahresgehalt. Das ist in dieser Höhe für Personalverantwortliche plausibel. Ansonsten vermutet man, dass hinter Ihrem angestrebten Stellenwechsel etwas anderes als der Wunsch nach dem nächsten Karriereschritt steht, beispielsweise eine nahegelegte Kündigung oder permanenter Ärger mit Kollegen oder Chefs.
Mit Richtschnur meinen wir, dass Sie zwar im Idealfall etwa 20 Prozent mehr Gehalt verlangen können. Wenn die Wirtschaft aber gerade eine krisenhafte Entwicklung durchläuft, wie in der Finanzkrise der Jahre 2007 bis 2009 geschehen, kann es mit sinnvoll sein Abstriche am Gehaltswunsch zu machen, um überhaupt im Arbeitsmarkt zu bleiben.
Gleiches gilt für die gegenteilige Entwicklung, boomt die Wirtschaft gerade oder gehören Sie zu einer besonders begehrten Bewerbergruppe, sollten Sie selbstverständlich die Gunst der Stunde nutzen und den Gehaltssprung höher ansetzen.
Argumentieren Sie immer mit Brutto-Jahresgehältern. Wenn Sie Monatsgehälter als Verhandlungsbasis angeben, haben Sie noch nicht die Anzahl der Monatsgehälter (12 oder 13) geklärt. Ebenso wenig haben Sie in Ihre Gehaltsvorstellungen Sonderleistungen und Vergünstigungen einbezogen.
Überlegen Sie, welche Zahlungen und Leistungen Sie in Ihrer momentanen Stelle erhalten, um Ihr Wunschgehalt bei einem neuen Arbeitgeber zu ermitteln. Denken Sie dabei auch Urlaubs oder Weihnachtsgeld, Prämien (flexible Gehaltsbestandteile), die an vorher definierte Erfolgsziele geknüpft sind, Sonderzahlungen mit denen die Belegschaft am Unternehmenserfolg beteiligt wird, Dienstwagen, eventuell ausbezahlte Überstunden, Weiterbildungskosten, vermögenswirksame Leistungen, Zusatzversicherungen oder eine zusätzliche betriebliche Altersvorsorge.
Wenn Sie Ihr momentanes Jahresgehalt komplett erfasst haben, verfügen Sie über eine Basis zur Ermittlung Ihres Wunschgehalts. Berücksichtigen Sie aber auch, dass durch einen Arbeitsplatzwechsel höhere finanzielle Belastungen entstehen können. Diese zusätzlichen Belastungen sollten Sie im Blick behalten, damit Sie in der neuen Position trotz nomineller Gehaltssteigerungen nicht finanziell verlieren.
Beziehen Sie die folgenden Punkte in Ihre Gehaltsüberlegungen mit ein: bisherige Mietbelastung im Vergleich zu künftiger, Verkauf von Wohneigentum und Erwerb von neuem, eventuell entfallende Nebentätigkeiten, Einkommen des/der Lebenspartners/in.
Nachdem Sie Ihr derzeitiges Gehalt ermittelt haben, sollten Sie Informationen über den Gehaltsrahmen der neuen Stelle einholen. Informieren Sie sich über die in Ihrer Branche und der von Ihnen angestrebten Position gezahlten Gehälter. Ihre Vertrautheit mit den Anforderungen der neuen Stelle zeigt sich auch daran, dass Sie mit der üblichen Gehaltshöhe vertraut sind.
Nutzen Sie die Veröffentlichungen auf den Berufsseiten großer Tageszeitungen oder in Wirtschaftsjournalen und natürlich das Internet. Geben Sie in Suchmaschinen die Stichworte „Gehalt“, „Stellenbezeichnung“ und „Jahr“ ein, also beispielsweise „Gehalt Leiter Einkauf 2019“. Bekommen Sie keine ausreichenden Treffer, können Sie die Jahreszahl um ein Jahr verringern oder auch ganz weglassen.