Es gibt zentrale Aspekte, die Sie beachten sollten, damit Sie Ihren Arbeitsplatz - möglichst - im Guten verlassen.
Sie sollten im Idealfall
fristgerecht kündigen,
Ihren Chef oder Ihre Chefin zum richtigen Zeitpunkt informieren,
eine diplomatische Vorgehensweise wählen,
auf heftige emotionale Gegenreaktionen vorbereitet sein,
die Übergabe detailliert planen,
anbieten, die Einarbeitung Ihres Nachfolgers vorzubereiten
und aus taktischen Gründen erst später ein Arbeitszeugnis anfordern.
Aktuell hält der Arbeitsmarkt für qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber durchaus interessante Angebote bereit: "So besseren Job finden, mehr Gehalt".
Daher ist die Bereitschaft hoch, selber den Job zu kündigen.
Insbesondere dann, wenn beim neuen Arbeitgeber
interessantere Aufgaben zu bearbeiten sind,
die eigenen Kompetenzen weiter ausgebaut werden können,
ein konstruktiveres Teamdenken vorherrscht
und dabei vielleicht auch noch ein Gehaltssprung erreicht wird.
Wenn dann sowohl die E-Mail-Bewerbung als auch der persönliche Auftritt im Vorstellungsgespräch überzeugt haben, wird der neue Arbeitgeber Ihnen einen Arbeitsvertrag übersenden.
Neuer Vertrag: Chef/-in Kündigung mitteilen Dann muss nach der Unterschrift unter den neuen Vertrag der bisherige Chef oder die aktuelle Vorgesetzte sehr bald über die Kündigung informiert werden. Vor diesem Gespräch in Sachen Eigenkündigung haben viele Arbeitnehmer Bedenken, Sorgen und oft auch Ängste. |
Diese Bedenken sind berechtigt, denn in unserer 30-jährigen Coachingpraxis haben wir es nur selten erlebt, dass Mitarbeiter kündigen, wenn sie sich am Arbeitsplatz wohlfühlen und wertgeschätzt werden.
Im Gegenteil ist es häufig so, dass das emotionale Verhältnis zwischen Chef/-in und Mitarbeiter/-in auch schon vor einer Kündigung leicht beeinträchtigt, häufiger angespannt oder gar vollständig zerrüttet ist.
Bestätigt wird oft die bekannte Recruitingregel: "Mitarbeiter kommen zu Beginn wegen der Aufgaben - und sie gehen em Ende wegen des Vorgesetzten."
Diese problematische und emotionale Ausgangssituation ist zu berücksichtigen, wenn die Eigenkündigung der cholerischen Chefin oder dem ausbeuterischen Chef dann tatsächlich mitgeteilt wird.
Coachingtipp: Vorwürfe einplanen Wie in Beziehungen im Privatleben gilt auch hier, dass der Zurückgewiesene in seinen ersten Reaktionen nicht nur sachlich, sondern auch emotional reagieren wird. Dabei reicht das emotionale Spektrum von kaltem Schweigen über geäußerte Trennungsängste oder wütende Schuldvorwürfe bis hin zu persönlichen Angriffen. |
Unserer Erfahrung nach ist es daher nützlich, sich als Arbeitnehmer im Vorfeld zu überlegen:
Bis zu welchem Zeitpunkt kann ich möglichst spät, aber dennoch fristgerecht kündigen?
In welcher Weise soll die Kündigung ausgesprochen werden?
Soll der "echte" Kündigungsgrund genannt werden?
Oder nur allgemein von dem "Wunsch nach Veränderung" gesprochen werden?
Welche Nebenthemen sollten aus taktischen Gründen nicht erwähnt werden?
Welche Auswirkungen hat meine Kündigung für meinen Vorgesetzten?
Welche für meine Kolleginnen und Kollegen?
Und wie kann das emotionale Minenfeld "heimlicher Abschied" möglichst ohne Explosionen betreten und verlassen werden?
Kündigen: schriftlich, nicht digitalIhre Kündigung müssen Sie immer schriftlich übergeben oder per Post übersenden (Einschreiben!) Es reicht weder eine mündliche Kündigung, noch eine Kündigung per SMS, E-Mail oder Fax. |
Denn für die Kündigung eines Arbeitsvertrages ist gesetzlich geregelt, dass der Kündigungsberechtigte (hier: "Arbeitnehmer") eigenhändig seine Unterschrift unter den Kündigungstext schreiben muss.
Erstellen Sie daher vor dem Kündigungsgespräch mit Ihrem Vorgesetzten eine schriftliche Kündigung, die Sie in doppelter Ausfertigung zum Gespräch mitnehmen.
Unsere 4 kostenlosen Muster für Kündigungsschreiben helfen Ihnen dabei, wahlweise in freundlicher und in sachlicher Form.
Wahlweise als PDF oder im Word-Format für Sie!
Schöpfen Sie Ihre Kündigungsfrist taktisch aus.
Zunächst sollten Sie ganz genau ausrechnen, wann der letzte fristgerechte Termin ist.
Dann planen Sie einen kleinen zeitlichen Puffer von ein paar Tagen ein.
Bitte nicht zu früh: Wenn Sie drei Monate Kündigungsfrist zum Quartalsende haben und beispielsweise zum Ende Dezember kündigen müssen, sollten Sie nicht schon Anfang November aktiv werden. Besser ist Mitte Dezember.
Es ist häufig zu beobachten, dass die Stimmung im Team nach einer Kündigung merklich abkühlt und auch Vorgesetzte deutlich distanzierter reagieren. Für etwas bessere Stimmung können Sie zumindest mit dem Angebot einer durchgeplanten Übergabe sorgen.
Beginnen Sie das schwierige Kündigungsgespräch direkt nach der Begrüßung.
Kündigen Sie an, dass Sie leider eine unangenehme Mitteilung machen müssen, weil Sie ihren Arbeitsplatz zum (Datum) aufgeben werden.
Falls zutreffend, können Sie darauf verweisen, dass Sie davon ausgehen, dass diese Ankündigung für Ihren Chef vermutlich überraschend kommt.
Und dass Sie im Vorfeld sehr gründlich nachgedacht haben, bevor Sie ihre schwierige Entscheidung getroffen haben.
Kündigung Chef/-in mitteilen: Beispiele + Formulierungen
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Es bietet sich noch an, proaktiv zu erwähnen, dass Sie alles dafür tun werden, damit die Übergabe an einen Nachfolger und die damit verbundene Einarbeitung möglichst reibungslos erfolgt.
Sie können gegebenenfalls eine Liste wichtiger Projekte erstellen, die Ihr Nachfolger oder Ihre Nachfolgerin fortführen sollte.
Es bietet sich auch an, die zentralen Aufgaben und Tätigkeiten für den Neuen auf einer ausgedruckten DIN-A4-Seite zusammenzufassen.
So zeigen Sie einerseits, dass Ihnen ein konstruktiver Übergang am Herzen liegt.
Und andererseits haben Sie damit schon erste Weichenstellungen für Ihr späteres Arbeitszeugnis vorgenommen. Mehr dazu gleich weiter unten.
Nun ist Ihr Chef oder Ihre Chefin an der Reihe. Seine oder ihre Reaktion auf Ihre Kündigung wird je nach Qualität der Arbeitsbeziehung ganz unterschiedlich ausfallen.
Coachingtipp: Echte Diskussion vermeiden Versuchen Sie eine „echte“ Diskussion über die Gründe zu vermeiden. Es lohnt sich in der Regel nicht, sich erneut über nervige Kollegen, schludrige Arbeitsabläufe, fehlende Aufstiegschancen oder Überforderung am Arbeitsplatz zu beschweren. |
Verweisen Sie stattdessen auf die vielen Jahre, die Sie gerne und engagiert mitgearbeitet und in denen Sie sich beruflich weiterentwickelt haben.
Und sprechen Sie lieber ganz allgemein von „neuen beruflichen Chancen“, „der Möglichkeit zusätzliche Aufgabenfelder zu übernehmen“ oder „dem Einstieg in eine ganz andere Branche“.
Ihr Kündigungsgespräch sollten Sie dann möglichst schnell beenden.
Wiederholen Sie am Ende Ihr freundliches Angebot, einen Nachfolger einzuarbeiten.
Übergeben Sie dann die schriftliche Kündigung in doppelter Ausführung.
Und bitten Sie um eine kurze Empfangsbestätigung (Unterschrift mit Ort und Datum) auf dem zweiten Exemplar Ihrer Kündigung.
Dieses unterschriebene zweite Exemplar nehmen Sie dann gleich wieder mit.
Hilfreich hierzu: So krankschreiben lassen nach Kündigung.
Zeugnistipp: Alle wichtigen Aufgaben Idealerweise nehmen Sie zum Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten, einen Übersicht aller Aufgaben, Tätigkeiten und Projekte mit, die Sie aktuell wahrnehmen. Erklären Sie Ihrem Chef, dass damit die Einarbeitung des Nachfolgers gezielt und produktiv erfolgen kann. |
Diese Mehrarbeit hat einen großen Vorteil für Sie, wenn es später darum geht, ein Arbeitszeugnis aussagekräftig erstellen zu lassen oder selber zu entwerfen.
Denn dann können Sie beim "Aufgabenblock im Zeugnis" gleich auf die Liste Ihrer vielen Aufgaben, Projekte und Zuständigkeitsbereiche verweisen, die Sie ja schon eingereicht haben.
Und bitte auch die dazugehörigen Erfolge und besonderen Leistungen erwähnen, die Ihre Stärken, Erfahrungen und Kompetenzen auch im Arbeitszeugnis verdeutlichen.
Für Ihre weitere berufliche Entwicklung an Ihrem neuen Arbeitsplatz wünschen wir Ihnen viel Erfolg!
Nutzen Sie unsere digitalen Bewerbungshelfer aus dem Downloadbereich und unsere E-Learnings.
Gerne coachen wir Sie auch telefonisch, mittels Video-Zoom oder bereiten Sie persönlich auf Vorstellungsgespräche vor.