Wie steigern Sie die Wirkung Ihrer Worte in Bewerbungsgesprächen? Welche rhetorischen Mittel helfen Ihnen dabei? Wie präsentieren sich Wunschkandidaten?
Für ein erfolgreich verlaufendes Vorstellungsgespräch benötigen Sie nicht nur Einstellungsargumente, sondern auch eine Vorstellung davon, wie Sie Ihre Argumente möglichst wirkungsvoll präsentieren. Nutzen Sie die bewährten rhetorischen Stilmittel, die wir auch in unseren Coachings vermitteln und mit unseren Beratungskundinnen und -kunden gründlich einüben.
Problem: In unseren Bewerbungs- und Karrierecoachings erleben wir es regelmäßig, dass viele Bewerberinnen und Bewerber ein ganz bestimmtes Antwortverhalten präferieren. Überspitzt lässt sich sagen, dass die einen eher zu knappe Antworten formulieren und die anderen eher zu viele Informationen in einer Antwort unterbringen möchten.
Lösung: Überprüfen Sie, ob Sie eher zu kurze oder zu lange Antworten geben. Probieren Sie dann gezielt das jeweils gegenteilige Antwortverhalten aus. Diejenigen, die zu zu kurzen Statements neigen, sollten beispielsweise auf jede dritte oder vierte Frage ausführlicher antworten. Und diejenigen, die eher zu ausschweifend formulieren, sollten ab und an entsprechend knapper formulieren.
Problem: Wenn auf Fragen nach den momentanen oder früheren Aufgaben und den damit verbundenen Tätigkeiten so reagiert wird, dass eine möglichst große Anzahl von Aufgabenbeschreibungen aneinandergereiht und quasi heruntergeleiert wird, ist dies nicht ausreichend.
Lösung: Beantworten Sie Fragen zu Ihren Aufgaben und Tätigkeiten so, dass der dahinter stehende Sinn deutlich wird. Dies gelingt Ihnen, indem Sie Ihren Anteil an der Erfüllung der Unternehmensziele deutlich herausarbeiten.
Statt beispielsweise auf eine Frage wie "Welche Aufgaben nehmen Sie momentan war?" lediglich zu antworten "Ich habe Dispositionsprozesse gesteuert, vernetzt und standardisiert." wäre es günstiger so zu formulieren: "Um die die Termintreue und die Auslieferungsquote zu erhöhen und gleichzeitig die Logistikkosten zu senken, habe ich die dazugehörigen Dispositionsprozesse gesteuert, vernetzt und standardisiert. So konnte ich an meinem Arbeitsplatz dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu steigern."
Problem: Verwenden Bewerberinnen oder Bewerber durchgehend Wir-Formulierungen, wird der eigene Anteil an bisher erreichen beruflichen Erfolgen nicht deutlich. Es überzeugt nicht, wenn es ständig heißt "Wir haben deswegen ...", "Und dann haben wir es so gemacht, dass ..." oder "Wir haben uns dann für ... entschieden."
Lösung: Sie müssen sich nicht alle Erfolge in Ihrem Berufsleben auf die eigenen Fahnen schreiben. Dennoch sollte zumindest ihr eigener Anteil an Erfolgen deutlich werden. Auch hier helfen entsprechende Formulierungen, beispielsweise "Ich habe geprüft, ob es nicht günstiger wäre ... zu machen, was sich dann auch bestätigt hat.", "Ich habe zur Diskussion gestellt, ob ..." oder sogar "Ich habe mit aller Kraft darauf hingearbeitet, dass ..., weil ich von dieser Herangehensweise nach vorhergehenden guten Erfahrungen absolut überzeugt war."
Problem: Insbesondere berufserfahrene Bewerberinnen und Bewerber reagieren durchaus auch einmal kritisch auf so manche "Spiele der Personaler". Wird beispielsweise nach Schwächen oder Stärken gefragt oder werden sie mit Fragetechniken wie Skalenfragen oder Unterschiedsfragen konfrontiert, wird dann je nach Naturell abweisend, aggressiv oder ironisch geantwortet. Leider entwickeln sich diese kleineren verbalen Scharmützel im Bewerbungsgespräch schnell in Richtung einer unproduktiven Dauerkonfrontation, was für eine Einstellungsentscheidung selbstverständlich nicht förderlich ist.
Lösung: Verdeutlichen Sie, dass Sie sowohl mit fachlichen Fragen als auch mit Fragen zu Ihrer Persönlichkeit zurechtkommen. Auch im späteren Arbeitsalltag werden Sie schließlich mit ganz unterschiedlichen Kollegen und Vorgesetzten und deren Vorlieben, Einstellungen und Sichtweisen zu tun haben. Zeigen Sie daher bereits mit Ihrem Auftritt im Bewerbungsgespräch, dass Sie das Ritual Vorstellungsgespräch an sich durchschauen und grundsätzlich akzeptieren.
Problem: In Vorstellungsgesprächen werden Fragen zu vielen Themenbereichen gestellt und zahlreiche Informationen erfragt. In dieser Informationsflut kann das besondere berufliche Profil von Bewerberinnen und Bewerbern schnell verlorengehen. Dann gewinnt die Firmenseite nur den Eindruck, dass die neuen Aufgaben irgendwie bewältigt werden könnten. Ein besonderes Engagement in Form einer Kernbotschaft wird so nicht erkennbar.
Lösung: Definieren Sie für sich selbst Kernbotschaften, indem Sie in Ihrer Vorbereitungsphase festlegen, was im Berufsalltag kennzeichnend für Sie ist. In unseren Coachings arbeiten wir gemeinsam mit unserem Kunden beispielsweise Selbstbeschreibungen wie "Problemlöser", "Vermittler" oder "Dienstleisterin" heraus.
In ganzen Sätzen lauten die dazugehörigen Kernbotschaften dann "Ich sehe mich in meinem Arbeitsfeld als Problemlöser, so habe ich beispielsweise kürzlich ..." oder "Mit wechselnden Projektaufgaben komme ich gut klar, da ich häufig ein Vermittler zwischen den Abteilungen bin. So habe ich ..." oder auch "In meinem Arbeitsfeld IT sehe ich mich als Dienstleisterin für sämtliche Abteilungen. So sorge ich immer wieder dafür, dass ..." |
Lassen Sie Ihre Kernbotschaft wiederholt in Ihre Antworten einfließen. Und stellen Sie sie immer dann klar heraus, wenn Sie auf neue Gesprächspartner treffen, beispielsweise auf künftige Fachvorgesetzte, Entscheidungsträger aus dem Management oder geschäftsführende Eigentümer.
Christian Püttjer & Uwe Schnierda twitter: karrierecoaches
foto: © peshkova / fotolia.com