Warnsignale: Vorstellungsgespräch sofort abbrechen und beenden

Von Püttjer - Schnierda

Vorsicht: toxische Arbeitgeber ✓ einfach weggehen ✓ arrogante oder überforderte Gesprächspartner ✓ unklare Ziele und Strukturen ✓

 

Unprofessionelle Interviewer: Dümmliche Phrasen von Junior-Headhuntern, unangemessene Fragen zur Privatsphäre von zickigen „HR Professionals“ oder auch unglaubwürdige Versprechungen in Sachen Gehalt und Prämien: Für Bewerberinnen und Bewerber gibt es durchaus gute Gründe, Vorstellungsgespräche (hier: 100 Fragen kostenlos als PDF-Download) selber abzubrechen.

 




Vorstellungsgespräch: bleiben oder vorzeitig gehen

Bittere Realität: Wer wissen möchte, was in so manchen Unternehmen jenseits von „Employer Branding“-Konzepten und Hochglanzprospekten, die auf Industrie-, Fach-, Kontakt- und Absolventenmessen verteilt werden, wirklich passiert, braucht sich nur einmal gezielt auf kununu (Plattform zur Arbeitgeberbewertung, Beispiel Commerzbank) umschauen.

Viel Kritik: Auch wenn hier vermutlich einige "gefakte" Bewertungen enthalten sind, wird häufig deutlich erkennbar, was in den jeweils beurteilten Unternehmen durchaus kritik- und verbesserungswürdig ist.

Unzufriedenheit: Weitere Anhaltspunkte für die oft große Kluft zwischen der gewünschten Außenwirkung von Arbeitgebern und den tatsächlichen Bedingungen vor Ort liefern unzählige Berichte in Internetforen.

Krieg im Büro: Und dass es in den letzten Jahren eine sprunghafte Zunahme von Artikeln zu den Themenbereichen Mobbing, Burn-out, Stress und Überforderung am Arbeitsplatz gab, ist mit Sicherheit ebenfalls kein Zufall.

 




Toxische, schizophrene und krankmachende Unternehmen

Worst Case: Keine Frage, es gibt zahlreiche „toxische“ Unternehmen, die ganz bewusst neue Mitarbeiter „in Serie“ verschleißen, eine abwertende Kommunikation „pflegen“ und das Führungsprinzip „Leading by Mobbing“ in der Führungsetage ("Mein Chef ist ein Idiot") fest etabliert haben.

Selten, aber möglich: Glücklicherweise gibt es auch (noch) zuverlässige Arbeitgeber, die (vorwiegend) einen konstruktiven und partnerschaftlichen Umgang mit der Belegschaft pflegen.

Notbremse ziehen: Allerdings werden Sie diese Ausnahmefirmen nur dann finden, wenn Sie in Vorstellungsgesprächen bei toxischen Firmen rechtzeitig die Notbremse ziehen.

Jetzt reicht es: Brechen Sie deshalb ein Bewerbungsgespräch von sich aus ab, wenn Ihr schlechter erster Eindruck von den möglichen künftigen Chefs (m/w) oder Kollegen sich im Verlauf des Gesprächs immer weiter negativ bestätigt.

 

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Warnsignale und unübersehbare Anzeichen für einen Abbruch

Achten Sie auf diese typischen Warnsignale:

  • Ihr Gesprächspartner ist schlecht vorbereitet, unsicher und wirkt überfordert von der Aufgabe ein Einstellungsgespräch zu führen.

  • Ihr Gesprächspartner ist arrogant, behandelt Sie von oben herab und lässt Sie wiederholt nicht ausreden ("Schwächen im Vorstellungsgespräch: 20 neue Beispiele").

  • Ihre Ansprechpartner auf der Firmenseite fallen sich wiederholt gegenseitig ins Wort und wirken nicht wie Kollegen, sondern wie verfeindete Gegner.

  • Ihre Fragen zu den künftigen Verantwortlichkeiten und Aufgaben werden sehr schwammig und ungenau beantwortet.

  • Die Antwort auf Ihre Nachfrage zu den Gründen für den Weggang des vorherigen Stelleninhabers ist offensichtlich ausweichend und erscheint Ihnen unglaubwürdig (lesenswert: 60 eigene Fragen im Vorstellungsgespräch).

  • Ihre Bereitschaft kostenlos Überstunden zu leisten, wird mehrfach eingefordert.

  • Sie sollen als Führungskraft zunächst kostenlos umfassende Vorleistungen erbringen, beispielsweise ein neues Vertriebskonzept ausarbeiten, eine passende Wachstumsstrategie vorstellen oder eine umfassende Wettbewerberanalysen erarbeiten.

  • Sie sollen als Fachkraft mehrere Tage „Probearbeiten“, Kundendaten vom momentanen Arbeitgeber „mitbringen“ oder erst einmal Unternehmenskleidung oder einen Musterkoffer erwerben.

  • Sexuelle Andeutungen, Zweideutigkeiten oder Eindeutigkeiten.

  • Verbotene, unerlaubte und zu private Fragen zu den Themen Schwangerschaft, Familienplanung, Freund/-in, Lebenspartner/-in, Ehemann/Ehefrau.

 




Selbstbewusst das Gespräch beenden

Gute Miene machen: Auch wenn Sie bereits nach kurzer Zeit wissen, dass Sie für gerade dieses Unternehmen niemals arbeiten wollen, können Sie gute Miene zum bösen Spiel machen und das Vorstellungsgespräch (Vorbereitung: über 60 E-Learnings) bis zum Ende führen.

Diplomatische Begründung: Allerdings haben Sie natürlich auch das Recht, ein Gespräch jederzeit zu beenden. Idealerweise bedanken Sie sich noch einmal für die Einladung und stellen heraus, dass Sie einen ganz anderen Eindruck vom Unternehmen hatten.

Tschüss: Oder Sie stehen einfach auf und erklären, dass Sie keine Übereinstimmung zwischen Ihren beruflichen Vorstellungen und der zu vergebenden Stelle erkennen können.

Nicht Ihre Verantwortung: Weder brauchen Sie Ihren Gesprächspartnern Ihre Gründe erläutern, noch haben Sie die Verpflichtung, toxischen Unternehmen Feedback zu geben.

 




Formulierungen für den Abbruch des Vorstellungsgesprächs

Und so könnten Sie ein unpassendes oder sogar unwürdiges Vorstellungsgespräch beenden:

Neutraler Abschied 1: „Es wird Sie vielleicht überraschen, aber ich möchte das Gespräch jetzt beenden, da ich keine Passung zwischen meinen beruflichen Wünschen und der Stelle erkennen kann. Vielen Dank für die Zeit, die Sie sich für mich genommen haben, auf Wiedersehen.“

Neutraler Abschied 2: „Ich fühle mich eher unwohl mit den Fragen, die Sie mir stellen. Daher beende ich jetzt von meiner Seite aus das Gespräch. Danke für Ihre Zeit, auf Wiedersehen.“

Selbstbewusster Abbruch: „Ich empfinde Ihre Fragen als unpassend und wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Suche nach einem passenden Bewerber. Tschüss!“

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Christian Püttjer & Uwe Schnierda twitter: karrierecoaches

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