"Christiane, du kannst das doch viel besser als ich, machst du bitte..."
"Frau Schmidt, Sie sind die Einzige, die das kann, würden Sie hinterher bitte noch ..."
"Sebastian, kannst du noch mal eben schnell ...?"
Wenn Sie auf Fragen dieser Art am Arbeitsplatz regelmäßig mit "Ja" statt mit "Nein" antworten und sich kurz darauf über Ihre vorschnelle Zusage gegenüber Chefin, Teamleiter oder Kollegen ärgern, fällt es Ihnen offensichtlich sehr schwer, im Job öfter einmal "Nein" zu sagen.
Nutzen Sie unsere 31 Formulierungen, Beispiele und Übungen, um leichter, öfter und eleganter Nein zu sagen!
Wie können Sie häufiger Nein sagen, ohne Schuldgefühle zu empfinden?
Zunächst ist es wichtig zu verstehen, warum sehr viele Menschen im Berufs- oder Privatleben ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn sie statt zu helfen Nein sagen (sollten).
Grundsätzlich wird es positiv gewertet, wenn sich Menschen am Arbeitsplatz gegenseitig unterstützen oder bei Bedarf die Hilfe anderer einfordern.
In einer gut funktionierenden Projektgruppe oder einem leistungsstarken Team gehört die gegenseitige Unterstützung einfach dazu.
Schließlich zeigt sich daran der gelebte Teamgeist!
Aber nicht nur derjenige, dem geholfen wird, profitiert davon. Auch derjenige, der hilft, zieht aus seinem Verhalten Vorteile.
Beispielsweise wird er in seinem Selbstbild des Teamplayers gestärkt, der eigene Interessen auch einmal weniger wichtig nimmt. Er fühlt sich gebraucht, empfindet sich vielleicht sogar als unersetzlich.
Und stärkt seine Selbstmotivation dadurch, dass sein Expertenstatus im Beruf wieder einmal gefragt ist.
Noch schwieriger wird es, wenn wir von Freundinnen oder Freunden, Bekannten oder Verwandten um Hilfe gebeten werden. Und innerlich eigentlich Nein sagen wollen, weil wir einfach Zeit für uns selber, für die eigene Partnerschaft oder die eigene Familie brauchen.
Hier werden die Gewissensbisse noch größer, denn wer will schon Menschen enttäuschen, die einem einem ganz besonders nah stehen.
Sich innerhalb einer Partnerschaft abzugrenzen und ganz bewusst auch einmal eigenen Interessen den Vorrang einzuräumen, ist vermutlich am schwersten.
Wer möchte schon die Partnerin mit einem Nein kränken oder den überfordert wirkenden Partner mit einem Nein vor den Kopf stoßen.
Dennoch sollten Sie nicht vorschnell "Ja" sagen, wenn Sie eigentlich zum "Nein" tendieren. Nutzen Sie unsere Hilfen und Tipps, um elegant und ohne Schuldgefühle Nein zu sagen.
Es ist gar nicht so schwer, denn Sie brauchen niemanden mit einer Absage vor den Kopf zu stoßen.
Stattdessen
bitten Sie grundsätzlich immer erst um Zeitpuffer,
bieten Sie alternative Lösungen an,
verweisen Sie auf andere dringende Aufgaben,
und zeigen beim Nein sagen bewusst Ihr Einfühlungsvermögen.
Nutzen Sie unsere Beispiele und Formulierungen, um häufiger als bisher Nein zu sagen.
Nein sagen: Beispiele und Formulierungen
Der Tag müsste 48 Stunden haben, ich drehe momentan ganz schön am Rad. Es passt also wirklich nicht.
Heute muss ich mal den kleinen Egoisten spielen, also leider nein.
Das passt gerade überhaupt nicht, ich habe hier noch drei unerledigte, aber sehr dringende Aufgaben zu erledigen.
Sorry, aber nein, das schaffe ich nicht.
Ich möchte dich nicht enttäuschen, deshalb überlege ich mir das noch einmal gründlich bis morgen.
Ein andermal vielleicht, aber heute sicherlich nicht.
Da müsste ich mich vorher noch abstimmen mit ... Ich sage dir morgen Bescheid.
Ich melde mich, wenn ich genauer weiß, ob ich das noch in meinen Zeitplan bekomme.
Als gute Freundin müsste ich sofort Ja sagen, aber ich schaffe es wirklich nicht.
Gern ein andermal, aber heute und morgen passt es nicht.
Vielleicht bekomme ich das noch in den nächsten Tagen hin, aber dieser Termin ist zu eng. Wenn es bei dem Termin bleiben soll, dann muss ich leider absagen.
Ich kann dir dabei nur helfen, wenn du mir bei ... hilfst.
Mache ich grundsätzlich gerne, aber im Moment passt das gar nicht.
Beim besten Willen, dass wird nichts, also nein.
Diese Woche ist total voll. Und nächste Woche sieht auch nicht wirklich gut aus.
Ich habe jetzt wirklich ein schlechtes Gewissen. Aber weiß einfach nicht, wie ich das schaffen soll, daher Nein.
Das braucht sicherlich mehr Zeit, sonst ist das Ergebnis nicht in der üblichen Qualität zu liefern.
Nicht wirklich, ich hänge mit meinen Sachen echt hinterher.
Ich bitte um Verständnis, muss aber leider passen.
Im Moment passt es leider nicht.
Gerade jetzt geht gar nichts mehr in meinen Terminkalender.
Nein, weil ich wirklich keine zusätzlichen Kapazitäten mehr habe.
Eher nein, es sei denn du willst mir bei ... vorher zur Seite stehen.
Meine Ressourcen erlauben mir das aktuell gar nicht.
Das kriege ich nicht hin!
Wie wäre es, wenn Melissa das übernimmt, da kann sie gleich ein paar neue Erfahrungen sammeln.
Ich glaube Robert wollte das dringend einmal ausprobieren. Klär das doch bitte gleich mal per Messenger.
Heute wird das gar nichts mehr.
Nimm's mir nicht übel, aber mein Kopf ist gerade mit ganz anderen Dingen beschäftigt.
Das meinst du nicht wirklich ernst, oder?
Nein.
Nein sagen, kann man lernen: "An Schwächen arbeiten!"
Menschen, die es nicht gewohnt sind öfter "Nein" zu sagen, sollten eindeutige und kurze Begründungen nutzen, um zusätzliche Belastungen im Beruf abzuwehren.
Bewährt hat sich hier auch der Bezug auf Autoritäten im Team oder in der Abteilung.
Wenn Sie von einem Kollegen gefragt werden, ob Sie noch eine zusätzliche Aufgabe übernehmen können, sagen Sie nicht einfach "Nein".
Stattdessen verweisen Sie darauf, dass Ihre gemeinsame Chefin schon mit einer anderen, sehr dringenden Sonderaufgabe an Sie herangetreten ist, die nun Vorrang hat.
Auch der Verweis auf ein ein wichtiges Kundenprojekt erfüllt den gleichen Zweck.
Wenn Sie häufig wegen Ihres Expertenstatus angesprochen werden, können Sie ihr "Nein" ebenfalls taktisch verpacken.
Verweisen Sie beispielsweise auf die junge Kollegin X.
Und sagen Sie dann "Sicherlich bin ich mit dem Thema am besten vertraut. Dennoch sollten wir auch weniger erfahrenen Kollegen die Chance geben, sich in die Thematik einzuarbeiten.
Es ist immer besser, wenn im Unternehmen mehrere Mitarbeiter über das gleiche Wissen verfügen, beispielsweise weil einer im Urlaub oder krank ist. Die junge Kollegin kann ja erst einmal eine Ausarbeitung machen und sich dann damit an mich wenden."
Auf diese Weise behalten Sie Ihren Expertenstatus, haben die Anfrage aber geschickt delegiert.
Die Beispielformulierung Nummer 17, "Das braucht sicherlich mehr Zeit, sonst ist das Ergebnis nicht in der üblichen Qualität zu liefern.", ist ein Hinweis auf mögliche Folgen und Konsequenzen.
Diese Art Nein zu sagen empfiehlt sich immer dann, wenn ein bestimmter Termin eingehalten oder eine bestimmte Qualität geliefert werden muss. Oder ein sehr wichtiges Ziel verfolgt wird.
Wie in jeder zwischenmenschlichen Kommunikation spielt auch beim Neinsagen die Körpersprache eine außerordentlich wichtige Rolle.
Nehmen Sie deshalb in dem Moment, in dem Sie um Hilfe gebeten werden, ganz gezielt eine selbstbewusste Körperhaltung ein.
Üben Sie auf Forderungen und hartnäckige Bitten anderer zunächst ohne Worte zu reagieren.
Stellen Sie sich mit beiden Füßen fest auf die Erde, drücken Sie den Rücken durch. Richten Sie den Blickkontakt und den Oberkörper direkt zum Fragesteller. Und sehen Sie ihn nun kurz und schweigend an.
Erst dann sagen knackig und kurz "Nein", ohne jegliche Begründung.
Meist ist der Fragesteller dann erst einmal überrascht und schweigt.
Nachdem Sie dieses überraschte Schweigen ausgekostet haben, können Sie die Situation wieder entschärfen.
Weisen Sie mit einem Lachen darauf hin, dass Sie schon letzte und vorletzte Woche so viele Überstunden angesammelt haben, dass Ihr Partner beziehungsweise Ihre Partnerin mit dem Ende der Beziehung gedroht hat.
Und sie deshalb heute einmal pünktlich Arbeitsschluss machen werden.
Kritisch wird das Unvermögen öfter einmal "Nein" zu sagen dann, wenn die Wünsche, Bitten und Aufträge gerade im beruflichen Umfeld so massiv geäußert werden, dass die eigenen Arbeitsaufgaben und sogar das Privatleben darunter leiden.
Es gibt sogar Kolleginnen und Kollegen, die eigene Arbeit an andere verteilen, die dafür freiwillig Überstunden einlegen - und dann selber früher nach Hause geben.
Der Preis für die Hilfe anderer besteht auf Dauer nämlich aus eigenen Überstunden, Wochenendarbeit und einem permanenten Gefühl der Überforderung und Überlastung.
Erschwerend kommt hinzu, dass es zu diesem Zeitpunkt immer schwieriger wird "Nein" zu sagen, weil sich die lieben Kollegen, die Chefin oder der Chef mittlerweile daran gewöhnt haben, dass jede Bitte, einen zusätzlichen Auftrag oder eine Sonderaufgabe zu übernehmen, widerspruchslos erfüllt wird.
Wenn Sie sich permanent überlastet und unglücklich fühlen und die Stimmung am Arbeitsplatz nur noch aus gegenseitigen Vorwürfen besteht, werden kleine Tricks und bewährte Übungen nicht den gewünschten Erfolg haben.
Dann sollten Sie nicht Nein zu Überstunden, zusätzlichen Projekten und Extraaufgaben sagen, sondern Nein zum Job insgesamt!
Wenn Sie die folgenden Fragen vorwiegend mit Ja beantworten, ist es vermutlich Zeit, sich nach einer beruflichen Alternative umzusehen.
Nein sagen: Test
War die Stimmung in meinem vorherigen Job deutlich besser?
Hat meine Überlastung in den letzten Wochen oder Monaten stark zugenommen?
Steckt das Unternehmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten?
Werde ich als Neuer ausgenutzt?
Werde ich als Neue überhaupt nicht eingearbeitet, sondern nur ins kalte Wasser gestoßen?
Habe ich den Eindruck, dass die Chefin bewusst manipuliert, um das Engagement der Mitarbeiter bis weit über die Grenzen auszunutzen?
Gibt der Chef nur negatives Feedback und äußert selten Anerkennung?
Habe ich das Gefühl, dass Kollegen weitaus weniger arbeiten als ich?
Fühle ich mich permanent ausgelaugt?
Befindet sich die gesamte Branche im Abstieg?
Gehört die persönliche Selbstausbeutung zum Selbstverständnis des Arbeitgebers (Start-up, soziale Einrichtung, Familienbetrieb)?
Gehe ich häufig deutlich später als andere nach Hause?
Ist die Fluktuationsquote (Eigenkündigungen) in der Firma außergewöhnlich hoch?
Nicht alles wird in einem neuen Job besser.
Allerdings erleben wir es in unserer Beratungspraxis häufiger, dass viele unserer Kundinnen und Kunden in einem neuen Arbeitsumfeld durchaus deutlich zufriedener sind.
Insbesondere dann, wenn die eigenen Stärken und der neue Arbeitgeber viel besser zusammenpassen, Stichwort "Unternehmenskultur".
Suchen auch Sie sich ein berufliches Umfeld, in dem Sie Ihre persönlichen Stärken besser ausleben können und in dem Teamgeist nicht nur ein bloßes Lippenbekenntnis ist.
Bei der Suche nach einem besseren Job unterstützen Sie unsere digitalen Bewerbungshelfer aus dem Downloadbereich (Anschreiben, Lebenslauf, Zwischenzeugnisse) und unsere E-Learnings Vorstellungsgespräch.
Gerne beraten wir Sie auch online (Zoom), telefonisch oder bereiten Sie persönlich auf Gespräche mit interessanten Arbeitgebern vor.