Regelmäßig wird zum Thema Anschreiben und Bewerbung in Print- und Onlinemedien verkündet, dass "das Anschreiben das unwichtigste Element der Bewertungsunterlagen ist" oder "Anschreiben von Personalberatern schon lange nicht mehr gelesen werden".
Da Manager mit etlichen Jahren Berufserfahrung erfahrungsgemäß einige Schwierigkeiten damit haben, ihre Erfolgsorientierung, ihre persönlichen Stärken, ihre Innovationskraft und ihren Wechselgrund auf einer DIN-A4-Seite namens Anschreiben zusammenzufassen, dürften sie die frohe Botschaft zur Abschaffung von Anschreiben erst einmal freudig aufnehmen.
Um dann nach einigem Nachdenken doch festzustellen, dass die bloße Übermittlung eines Lebenslaufes in Form einer Aneinanderreihung von zeitlichen Stationen kombiniert mit Arbeitszeugnissen, Referenzen und anderen Zertifikaten nicht dem entspricht, was im Allgemeinen unter einer vollständigen Bewerbung zu verstehen ist.
Was leistet also das Anschreiben zusätzlich?
In unserer Coachingpraxis haben wir gute Erfahrungen damit gemacht, dass Anschreiben als Selbstgutachten in Sachen Einstellungsentscheidung zu verstehen. Damit meinen wir, dass Führungskräfte eine eigene Einschätzung ihrer Qualifikation mit Bezug auf die neue Position abgeben sollten.
Dieses persönliche Statement ist sehr wichtig, denn überzeugt das Anschreiben nicht, wird es keine zweite, dritte oder vierte Möglichkeit geben, sich in Telefoninterviews, persönlichen Vorstellungsgesprächen, Assessment-Centern oder Management-Audits als Top-Kandidat ausführlicher präsentieren zu können.
Abgestimmt sein sollte die Selbsteinschätzung sowohl auf die neue Stelle als auch auf die lesende(n) Zielgruppe(n).
Denn überzeugt werden sollen nicht nur der üblicherweise für den Erstkontakt zuständige Personalberater oder Headhunter, sondern auch künftige Fachvorgesetzte und die Top-Entscheider auf der Firmenseite, also regelmäßig Vorstände, CEOs oder Firmeninhaber.
Fazit: Die Art und Weise, wie Manager im Anschreiben ausgewählte Erfolge präsentieren, ihre Ergebnisorientierung beschreiben und ihren Gestaltungswillen darstellen, interessiert neue Arbeitgeber außerordentlich. Daher sind Anschreiben - immer noch - ein wesentlicher Teil der Bewerbungsunterlagen.