Werden im Sozialverhalten Kunden vor den Vorgesetzten oder erst danach erwähnt?
Diese Frage wird uns in unseren Zeugnisberatungen regelmäßig gestellt. Insbesondere deshalb, weil hier die "Reihenfolgetechnik" eine Rolle spielt. Es geht also darum, in welcher Abfolge Kunden, Vorgesetzte, Mitarbeiter und Kollegen aufgezählt werden.
Vorsicht, ist die Reihenfolge bewusst falsch, bringen Arbeitgeber damit eine versteckte, aber eindeutige Abwertung zum Ausdruck.
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Zeugnisse sind nach einer typischen Abfolge aufgebaut. Rufen Sie sich diese hier kurz in Erinnerung.
Im Einleitungsabsatz werden Name, Stellenbezeichnung und Beschäftigungsdauer erwähnt.
In jedem zweiten Zeugnis taucht danach eine kurze Unternehmensbeschreibung auf, die aber nicht Pflicht ist.
Dann geht es weiter mit dem Aufgabenblock, der wesentliche Tätigkeiten enthalten sollte.
Anschließend werden verschiedene Einzelnoten aufgezählt, beispielsweise die Arbeitsmotivation, die Arbeitsweise, das Fachwissen und die Belastungsfähigkeit (hier: 200 Formulierungen in Noten kostenlos).
Danach wird die Gesamtnote vergeben, eine zusammenfassende Beurteilung "auf einen Blick".
Erst nach der Gesamtnote gibt es dann Informationen zum Sozialverhalten, also zum Umgang mit Vorgesetzten, Kollegen, Kunden, Geschäftspartnern, externen Dienstleistern und anderen internen oder externen Ansprechpartnern.
Am Ende geht es im Schlussabsatz um den sehr wichtigen Kündigungsgrund (40 Beispiele) und idealerweise ebenso um Dank für die Arbeit, Bedauern über den Weggang und um Zukunftswünsche.
In Arbeitszeugnissen bezieht sich das Verhalten gegenüber Geschäftspartnern, Agenturen, Dienstleistern und Kunden auf das externe Sozialverhalten (hier: 20 Formulierungen in Noten).
Diese Einzelbewertung spielt eine besonders große Rolle in Arbeitsfeldern mit Kundenkontakt. Also beispielsweise für
Vertriebsleiterinnen,
Einkaufsmitarbeiter,
Key-Account-Manager
Steuerfachangestellte,
IT-Manager,
Groß- und Außenhandelskaufleute,
Servicemitarbeiter,
Consultingexperten
und viele weitere.
Sollten hier Bewertungen für den Umgang mit und das Verhalten gegenüber Kunden womöglich völlig fehlen, gilt dies als "beredtes Schweigen", also als unmissverständliche Abwertung "durch Weglassen".
Schließlich erwarten Zeugnisleser in Personalabteilungen oder Personalberatungen immer eindeutige Informationen darüber, wie es um die Service- und Kundenorientierung von Arbeitnehmern steht, falls diese im Vertrieb, Verkauf, Einkauf, Service usw. gearbeitet haben.
Grundsätzlich gilt wegen der wichtigen Reihenfolgetechnik, dass schon im internen Sozialverhlaten Vorgesetzte immer vor Kollegen aufgeführt werden sollten.
Eine Formulierung wie "Sein Verhalten gegenüber Kollegen und Vorgesetzten war einwandfrei." ist daher ganz klar als negativ anzusehen, da hier die Kollegen zuerst genannt werden. Zeugnisprofis werden vermuten, dass der beurteilte Arbeitnehmer wohl regelmäßig Stress mit dem Chef hatte und nicht gerade leicht anzuleiten war.
Korrekt wäre "Sein Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Kollegen war stets einwandfrei." Denn in dieser Reihenfolge werden die in der Firmenhierarchie höher gestellten disziplinarischen Vorgesetzten vor den Arbeitskollegen im Team erwähnt.
Entsprechend verstehen Zeugnisexperten dann "Er kam gut mit seinem Chef beziehungsweise seiner Chefin klar und hat sich ebenso harmonisch ins Team integriert."
Gehört nun auch Kundenkontakt zum Berufsfeld des Arbeitnehmers wird die Beurteilung des Sozialverhaltens entsprechend erweitert.
Oft heißt es dann: "Sein Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden war stets einwandfrei."
Allerdings werden in manchen Unternehmen, die sich als sehr kundenfreundlich ansehen, seit einigen Jahren die Kunden zuerst aufgeführt.
Neuerdings wird dann formuliert:
"Sein Verhalten gegenüber Kunden, Vorgesetzten und Kollegen war stets einwandfrei."
Grundsätzlich sehen wir diese "neue" Art der Aufzählung eher kritisch, da manche künftige Arbeitgeber unter Umständen vermuten, dass es Ärger mit den Vorgesetzten gegeben haben könnte. Schließlich werden ja plötzlich die Kunden vor den Vorgesetzten genannt.
Daher sollte gegebenenfalls gegenüber der Personalabteilung freundlich nachgefragt und erklärt werden, warum der Arbeitnehmer lieber die "klassische" Aufzählung im Sozialverhalten haben möchte.
Lässt sich die übliche Aufzählung nicht durchsetzen, muss die Reihenfolge auf Nachfrage im Vorstellungsgesprächen eventuell erklärt werden.
Verdeutlichen Sie Ihre ausgeprägte Kundenorientierung im Sozialverhalten, aber auch im Aufgabenblock, bei der Arbeitsweise und in den besonderen Leistungen und Erfolgen im Zeugnis.
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