Arbeitszeugnis: stets zu unserer vollen Zufriedenheit genug

Von Püttjer - Schnierda

1.000 Formulierungen in Noten (PDF-Datei) ✓ Besonderheiten Gesamtnote ✓ "zur vollsten" ✓ "zur höchsten" ✓ Bewertungen verstehen ✓

 

Coachingtipp

Schon diese drei Ansatzpunkte werden Ihr Zeugnis mit wenig Aufwand sofort deutlich verbessern.

  1. Zeitwörter ("temporale Adverbien") wie stets, jederzeit, immer, permanent oder durchgehend, gehören in die zusammenfassende Gesamtnote und in die zahlreichen Einzelbewertungen.

  2. Achten Sie darauf, dass auch im Schlussabsatz, bei der Wiederholung der Gesamtbeurteilung, ein "stets" enthalten ist.

  3. Faustregel: In jedem Satz wäre ein "stets" übertrieben und macht das Zeugnis unglaubwürdig. Aber in jedem Absatz sollte es schon aufgeführt werden.

     

    Beispiele für vollständige Formulierungen finden Sie unten im Artikel.

     

    Streitfall: Zweifellos ist das Thema Arbeitszeugnis sehr häufig konfliktträchtig. Dies liegt oft daran, dass es am Ende eines Arbeitsverhältnisses ausgestellt wird. Und diese Schlussphase ist nun einmal häufig von Konflikten, Auseinandersetzungen und Streitigkeiten gekennzeichnet.

    Tschüß Chef: Beispielsweise weil eine demotivierte und vom Kollegenumfeld enttäuschte Arbeitnehmerin sich „heimlich, still und leise“ einen neuen Arbeitsplatz gesucht und nun, für den Arbeitgeber völlig überraschend und unerwartet, gekündigt hat.

    Stellenabbau: Oder weil ein Personalabbau im Rahmen einer Restrukturierung erfolgt und damit einhergehend betriebsbedingte Kündigungen an langjährig hoch engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgesprochen werden, die darüber verständlicherweise sehr verärgert sind.

     

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    Stets zu unserer vollsten oder „nur“ zur vollen Zufriedenheit

    Nur durchschnittlich: Im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen rund ums Arbeitszeugnis steht dann häufig die Gesamtnote. Berufserfahrene Fach- und Führungskräfte wissen zumeist, dass bereits die Gesamtnote 3 (befriedigend) künftigen Arbeitgebern nur durchschnittliche Leistungen signalisiert.

    Einfluss nehmen: Daher versuchen sie darauf hinzuwirken, dass im Arbeitszeugnis eine gute oder auch sehr gute Gesamtnote bestätigt wird.

    Feine Unterschiede: Rein sprachlich geht es dabei um das in Arbeitszeugnissen wichtige Temporaladverb „stets“ und den Unterschied zwischen den Formulierungen „zur vollen Zufriedenheit“ beziehungsweise „zur vollsten Zufriedenheit“.

     

    Negativbeispiel ohne „stets“:
    So fehlt in der Gesamtnote „Sie erledigte die ihr übertragenen Aufgaben zu unserer vollen Zufriedenheit“ das Adverb „stets“, was ein klares Signal für die Note 3 (befriedigend) ist.

     

    Positivbeispiel 1:
    Wird „stets“ hingegen in dieser Form verwendet, handelt es sich um die Note 2 (gut): „Sie erledigte die ihr übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollen Zufriedenheit.“

     

    Positivbeispiel 2:
    Und wird auch noch aus „vollen“ das grammatisch umstrittene, aber arbeitsrechtlich zulässige und gängige „vollsten“, wird damit in Zeugnissen die Gesamtnote 1 (sehr gut) ausgedrückt: „Sie erledigte die ihr übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit.“ BAG, Urteil vom 23.09.1992, 5 AZR 573/91

     




    Arbeitszeugnisse geschickt verhandeln

    Ihr Einsatz bitte: Leider gibt es keinen Automatismus, der zu einem „sehr guten“ oder „guten“ Arbeitszeugnis führt. Im Gegenteil, die Rechtsprechung hält hier weiter an dem Grundsatz fest, dass die Beweislast für ein Zeugnis, das besser als „befriedigend“ sein soll, beim Arbeitnehmer liegt.

    Zeugnis verhandeln: Zumindest in Aufhebungsverträgen lassen sich unserer Erfahrung nach oft mindestens die Gesamtnote, der wohlwollende Gesamteindruck oder sogar der gesamte Zeugnistext „verhandeln“.

    Irren ist menschlich: Weiter erleben wir regelmäßig, dass kleine und mittlere Unternehmen, die in Deutschland für etwa 60 Prozent aller Arbeitsplätze stehen, mit den Feinheiten der Zeugnissprache oft so wenig vertraut sind, dass sie unabsichtlich missverständliche und fehlerhafte Formulierungen verwenden.

    Nachbesserungen möglich: Und gerade diese Arbeitgeber sind dann oftmals bereit, Änderungswünschen ihrer ehemals Beschäftigten nachzukommen. Vorausgesetzt, die Forderungen nach einer Verbesserung werden diplomatisch und zugleich hartnäckig adressiert.

     




    Stets zur vollsten Zufriedenheit – und alternative Formulierungen

    Zusammenfassende Note: Überprüfen Sie Ihr Arbeitszeugnis daher insbesondere hinsichtlich der Gesamtnote. Aktuelle Studien zu Arbeitszeugnissen belegen, dass auch weniger erfahrene Personalmitarbeiter der Aussagekraft von Arbeitszeugnissen zumindest so weit vertrauen, dass sie die Gesamtnote suchen und in die entsprechende Notenstufe übersetzen. Unsere Beispielformulierungen helfen Ihnen dabei.

     

    Gesamtnote 1 (sehr gut)

    "Herr Schmidt erledigte die ihm übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit."

    "Seinen Aufgabenbereich bewältigte Herr Schmidt engagiert, zuverlässig und zielstrebig stets zu unserer vollsten Zufriedenheit."

    "Seine Leistungen waren insgesamt stets sehr gut."

    "Frau Schmidt führte alle Aufgaben stets zu unserer außerordentlichen Zufriedenheit aus."

     

    Gesamtnote 2 (gut)

    "Herr Schmidt erledigte die ihm übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollen Zufriedenheit."

    "Seinen Aufgabenbereich bewältigte Herr Schmidt engagiert, zuverlässig und zielstrebig stets zu unserer vollen Zufriedenheit."

    "Seine Leistungen waren insgesamt stets gut."

    "Frau Schmidt führte alle Aufgaben stets zu unserer vollen Zufriedenheit aus."

     

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    Gesamtnote 3 (befriedigend)

    "Herr Schmidt erledigte die ihm übertragenen Aufgaben zu unserer vollen Zufriedenheit."

    "Seinen Aufgabenbereich bewältigte Herr Schmidt engagiert und zuverlässig zu unserer vollen Zufriedenheit."

    "Seine Leistungen waren insgesamt gut."

    "Frau Schmidt führte alle Aufgaben zu unserer vollen Zufriedenheit aus."

     

    Quelle: Alle Beispielformulierungen aus -> 1000 /1300 Formulierungen für Arbeitszeugnisse als PDF-Download für Fach- oder Führungskräfte.

    Überprüfen, verbessern oder schreiben Sie Ihre End- oder Zwischenzeugnisse mithilfe unserer 1000/1300 Formulierungen für Fachkräfte oder Führungskräfte.

     

     

    Gesamtnote 4 (ausreichend)

    "Herr Schmidt erledigte die ihm übertragenen Aufgaben zu unserer Zufriedenheit."

    "Seinen Aufgabenbereich bewältigte Herr Schmidt zuverlässig zu unserer Zufriedenheit."

    "Seine Leistungen waren insgesamt befriedigend."

    "Frau Schmidt führte alle Aufgaben zu unserer Zufriedenheit aus."

     

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    Gesamtnote 5 (mangelhaft)

    "Insgesamt erledigte Herr Schmidt erledigt Aufgaben meist zu unserer Zufriedenheit."

    "Seinen Aufgabenbereich erledigte Herr Schmidt ordnungsgemäß."

    "Seine Leistungen waren insgesamt ausreichend."

    "Im Großen und Ganzen führte Frau Schmidt Aufgaben stets aus."

     




    Geheimcode verstehen, Zeugnis verbessern

    Nutzen: Sie haben nun festgestellt, dass es sich durchaus lohnt, sich mit den feinen, aber wichtigen sprachlichen Abstufungen der Zeugnissprache vertraut zu machen. Schließlich bekommen Sie in Ihrem Arbeitsleben immer wieder Arbeitszeugnisse, die für den Erfolg künftiger Bewerbungen durchaus eine Rolle spielen.

    Wegen der Besonderheiten der Zeugnissprache wird oft auch von einem Geheimcode gesprochen, der tatsächlich eine Verschlüsselungstechnik ist. Achten Sie deshalb auch darauf, dass Ihr Zeugnis nicht diese Fehler enthällt.

     

    Geheimcode im Schnell-Check

    1. Aufgabenblock zu kurz: Typische Arbeitsinhalte dürfen im Zeugnis nicht fehlen. Achtung, nicht nur die Aufgaben der letzten sechs Monate, sondern die der gesamten Beschäftigungsdauer sind wichtig.

    2. Widersprüchliche Bewertungen zwischen Einzelnoten: Die Arbeitsmotivation darf nicht "sehr gut" und die Arbeitsweise "ausreichend" sein, dies würde Ihr Zeugnis massiv abwerten.

    3. Gesamtnote und Einzelbewertungen: Auch hier gehen Widersprüche zu Lasten des bewerteten Mitarbeiters.

    4. Frauenfehler: In Zeugnissen für Mitarbeiterinnen wird fälschlicherweise immer "Ihr" und "Sie" großgeschrieben.

    5. Zeugnis im Superlativ: Absolut übertriebene Spitzenbewertungen in jedem Satz wirken letztendlich unglaubwürdig.

    6. Beredtes Schweigen: Was wird nicht erwähnt? Arbeitstypische Inhalte dürfen nicht fehlen.

    7. Glück: Im Leben ist Glück unverzichtbar, aber ins Zeugnis gehört es nicht.

    8. Falsche Reihenfolge: Wenn Beispielsweise der Umgang mit Auszubildenden erst erwähnt wird und dann der mit der Chefin, ist dies eine klare Abwertung.

    9. Adresse: Bitte nicht Ihre persönliche Adresse auf das Arbeitszeugnis schreiben lassen. Kann verstanden werden als "Den wollen wir hier nicht mehr sehen!".

    10. Negative und "Nicht"-Formulierungen: Sein Verhalten war nicht zu beanstanden meint das genaue Gegenteil.

    Mehr Informationen dazu bekommen Sie im Artikel 10 Fehler im Arbeitszeugnis - und was Sie dagegen tun können!

     

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    Achten Sie darauf, dass Sie ein glaubwürdiges und überzeugendes Arbeitszeugnis bekommen, dass Ihnen bei der nächsten Bewerbung keine Steine in den Weg legt. Nutzen Sie unsere Zeugnismuster, damit Sie auf einen Blick sehen, worauf es wirklich ankommt.

     

    Christian Püttjer & Uwe Schnierda twitter: karrierecoaches 

    foto: ©  luismolinero / fotolia.com