"Arbeitszeugnisse sind überflüssig."
"Niemand liest heute noch Zeugnisse."
"Da wird doch nur geflunkert, dass sich die Balken biegen."
Statements wie diese geistern in letzter Zeit immer häufiger durch Blogs von selbsternannten Karriereexperten, die eigentlich nur schreibende Werbeplattformen sind.
Und noch in ihrem Leben selber ein Arbeitszeugnis professionell analysiert, optimiert oder vollständig geschrieben haben.
Auch hier gilt: Je abstruser Fakenews im Internet formuliert werden, desto mehr Klicks erhalten sie - leider.
Die Bewerbungsrealität sieht dagegen ganz anders aus: Arbeitszeugnisse sind nämlich weiter wichtig. Und bleiben es auch!
Fakt 1: Wissenschaftliche Studien belegen anhand von Zahlen und nicht aus dem "Fake-Bauch" heraus, dass immerhin (!) die Hälfte der Recruiter und Personaler Zwischen- und Endzeugnisse bei der Analyse von Bewerbungsunterlagen (mit-)berücksichtigt.
Und woher wissen Sie im Vorfeld Ihrer Bewerbung, an welche Gruppe der Personaler Sie geraten?
Fakt 2: Selbst wenn den Bewertungen und Noten in Zeugnissen etwas weniger Glauben geschenkt wird, wird die Aufgabenbeschreibung fast immer gelesen.
Daher sollten Tätigkeiten, Projekte und Erfahrungen nachvollziehbar beschrieben werden.
Fakt 3: Weiter sind pauschale Aussagen zu Arbeitszeugnissen viel zu undifferenziert.
So spielen beispielsweise Arbeitszeugnisse bei Führungskräften tendenziell eine andere Rolle als bei Young Professionals mit erst wenigen Jahren Berufserfahrung und entsprechend wenigen schriftlichen Bewertungen.
Fakt 4: Auch der Verweis auf die angeblich anderen Verhältnisse in USA, UK, AUS, CAN greift ins Leere.
Kenner wissen, dass die Letters of Recommendation beziehungsweise Referenceletter wegen immer speziellerer Berufsfelder in den letzten Jahren ebenfalls deutlich länger und damit aussagekräftiger geworden sind.
Fakt 5: Die Antwort auf die ganz praktische Frage, was die Alternative zu einem aussagekräftigen und guten bis sehr guten Arbeitszeugnis sein soll, bleiben die Kritiker schuldig. Etwa ein durchschnittliches oder schwaches Zeugnis?
Nutzen Sie deshalb unsere Checkliste, um sich mit einem überzeugenden Arbeitszeugnis zusätzliche Argumente für die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch zu erarbeiten.
1. Was steht im Aufgabenblock?
2. Wie fällt die Gesamtnote aus?
3. Gibt es auffällige formale Fehler (merkwürdige Unterschrift, viele Rechtschreibfehler, sehr knappe Sätze)?
4. Wer hat aus welchem Grund gekündigt?
5. Wird im Schlussabsatz "Dank und Bedauern" ausgedrückt?
6. Werden ausdrücklich berufliche Erfolge erwähnt?
7. Enthält das Zeugnis Geheimcode („Nicht“-Formulierungen, Relativierungen, Abwertungen)?
8. Wird die formale Führung beschrieben (Mitarbeiteranzahl)?
9. Wird der individuelle Führungsstil näher erläutert?
10. Fällt die Führungsleistung (Führungsergebnis) positiv auf?
11. Werden besondere Projekte (Kostensenkung, Prozessoptimierung, Industrie 4.0) aufgeführt?
12. Wird die Handlungskompetenz und die dazugehörige Durchsetzungsstärke deutlich?
13. Wem gegenüber wird berichtet (Vorstand, GF, Aufsichtsrat)?
14. Gab es Prokura?
15. Werden Erfolge in Zahlen ausgedrückt (KPI und andere)?
16. Wird ein souveräner Umgang mit externen Geschäftspartnern, Schlüsselkunden, Kapitalgebern, Verbänden, Behörden deutlich?
17. Wurden Strategien erfolgreich entwickelt, umgesetzt und laufend verbessert?
18. Hat die Führungskraft weitere Führungskräfte geführt?
19. Sind Schlüsselprojekte erfolgreich initiiert worden?
20. Ist die Führungskraft ein Manager oder ein Leader?
21. Werden die individuellen Stärken und Kenntnisse des Arbeitnehmers mit Bezug auf das Aufgabenfeld sichtbar?
22. Enthält der Einleitungsabsatz eine passive oder eine aktive Formulierung?
23. Wenn eine Unternehmensbeschreibung enthalten ist: Ist der Aufgabenblock des Arbeitnehmers länger als die Selbstdarstellung des Unternehmens?
24. Wie ausgeprägt war die Arbeitsmotivation?
25. Was kennzeichnet die Arbeitsweise?
26. Ist das Fachwissen umfassend, detailliert und aktuell?
27. Gab es Weiterbildungen?
28. Gibt es spezielles Branchenwissen?
29. Gibt es Sprachkenntnisse, die regelmäßig eingesetzt worden sind?
30. Gibt es besondere IT-Kenntnisse?
31. Überzeugt die Arbeitsqualität?
32. Kann unter Belastung und Termindruck gearbeitet werden?
33. Ist das interne Sozialverhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Mitarbeitern positiv?
34. Überzeugt das externe Sozialverhalten gegenüber Kunden, Geschäftspartnern und Lieferanten?
35. Werden positive Zukunftswünsche ausgesprochen?
36. Wird weiterhin Erfolg gewünscht?
37. Gibt es auffällige Widersprüche zwischen einzelnen Bewertungen?
38. Hinterlässt das Zeugnis einen unglaubwürdigen Eindruck, weil es „übertrieben gut“ als „Jubelarie“ verfasst wurde?
39. Passt die Gesamtnote zu früheren Arbeits-, Studien- oder Ausbildungszeugnissen?
40. Enthält das Zeugnis Banalitäten („Ehrlichkeit“ bei Führungskraft, „Pünktlichkeit“ bei Fachspezialisten)?
Nutzen Sie unsere Muster und Vorlagen für Arbeitszeugnisse (PDF-Downlods), um die vielen Anforderungen an überzeugende Zeugnisse zu erfüllen.
inspirierend: 4 x Führungskräfte - 100 Aufgaben, 100 Erfolge
hilfreich: 4 x Fachkräfte - 100 Aufgaben, 100 Erfolge
nützlich: 4 x Arbeitszeugnis gewerbliche Mitarbeiter Technik
aktiv: 4 x Arbeitszeugnis kaufmännische Mitarbeiter
ergänzend: 1.300 Formulierungen in Notenstufen
Alle PDF-Dateien verbleiben nach dem Download bei Ihnen, ein Arbeitsleben lang!