Karrierecoaching: Absage nach dem zweiten Vorstellungsgespräch

Von Püttjer - Schnierda

Interessanterweise werden wir in unserer Coachingpraxis immer wieder von Führungskräften und qualifizierten Fachkräften in Anspruch genommen, die regelmäßig in Runde zwei der Vorstellungsgespräche scheitern und die Gründe hierfür endlich verstehen wollen.

 

Wir erleben dann oft, dass der unbedingte Wille der Bewerber, Kompetenz und Erfahrungen in die neue Führungsposition voll und ganz einzubringen, für Außenstehende nicht erkennbar wird.

 




Welche Vorbereitung für das zweite Vorstellungsgespräch?

Wohldosierte Begeisterung und Leidenschaft sind aber wichtig, damit nicht der falsche Eindruck entsteht, dass hier ein durchschnittlicher Kandidat auf der Suche nach „irgendeiner“ Managementaufgabe ist. Dieser problematische Eindruck verstärkt sich noch, wenn von den Bewerbern keinerlei Bezug auf die Inhalte aus dem ersten Gespräch genommen wird.

Ganz wichtig ist es darüber hinaus, sich mental auf gezielte Sticheleien oder kleine Provokationen vonseiten der Top-Führungsebene einzustellen. Das obere Management simuliert auf diese Weise in Runde zwei des Frage-und-Antwort-Spiels gerne den oft stressigen Arbeitsalltag von Führungskräften, Projektleitern und Mitarbeitern im Verkauf, Vertrieb oder Service, um neue Mitarbeiter im Job-Interview mit Stressfragen aus der Reserve zu locken.

 




Woran Bewerber in Runde zwei scheitern

Negativbeispiel: Eine typische Frage an künftige Führungskräfte im zweiten Vorstellungsgespräch wäre: „Angenommen wir müssten uns zwischen Ihnen und einem weiteren Mitbewerber entscheiden: Was spräche für Sie?“ Unpassend ist dann diese Replik:

"Sie können sicher sein, den Richtigen zu bekommen. Ich kenne doch meine Mitbewerber auf dem Arbeitsmarkt, die bringen auf keinen Fall die Erfahrungen mit, über die ich verfüge."

 

Kommentar zum Negativbeispiel: Abstrakte Antworten wie im Negativbeispiel überzeugen nicht – hier hätte der künftige Leistungsträger deutlich mehr Substanz in seine Antwort legen müssen. Schließlich ist man sich ja unsicher und will deshalb noch einmal an Ort und Stelle vom Bewerber die wichtigsten Einstellungsargumente hören, die aus seiner Sicht für ihn sprechen. Auch die Mitbewerberschelte „Ich kenne doch meine Mitbewerber“ ist ungünstig, denn niemand wird in strahlenderem Licht dastehen, wenn er versucht, andere ins Dunkle zu drängen.

 




Im 2. Vorstellungsgespräch überzeugen

Ihre Überzeugungsstrategie: Sie werden es im zweiten Vorstellungsgespräch besser machen als der Kandidat aus dem Negativbeispiel, wenn Sie zur Vorbereitung die Stellenausschreibung und Ihren Lebenslauf heranziehen.

Berücksichtigen Sie auch die Informationen, die man Ihnen im ersten Gespräch bereits gegeben hat und überlegen Sie sich, was für die Firma in der neuen Position Vorrang hat. Sprechen Sie die Firmenwünsche von sich aus im zweiten Gespräch an und begründen Sie anhand von Beispielen, wie Sie die Vorgaben erfüllen werden.

Positivbeispiel: Eine souveräne und aussagekräftige Antwort auf die Frage „Angenommen wir müssten uns zwischen Ihnen und einem weiteren Mitbewerber entscheiden: Was spräche für Sie?“ könnte so lauten:

„Ich habe das letzte Gespräch gründlich auf mich wirken lassen und mich noch einmal mit den Kernaufgaben auseinandergesetzt. Die von Ihnen angesprochene Koordination der Produktion im China habe ich in ähnlicher Form bereits wahrgenommen. Da ich für meinen momentanen Arbeitgeber Fertigungslinien in der Slowakei konzipiert und die Einrichtung vor Ort überprüft habe, bin ich mit der Installation von Fertigungslinien im Ausland vertraut. Auch dort habe ich mit den Ansprechpartnern vor Ort auf Englisch verhandelt und bei technisch sehr speziellen Problemen Fachdolmetscher hinzugezogen. Dabei halfen mir meine umfangreichen Erfahrungen im internationalen Projektmanagement.“

 

Kommentar zum Positivbeispiel: Der Bewerber hat durchschaut, dass ihn der Fragesteller aufs Glatteis führen möchte, er geht aber mit keinem Wort auf seine Mitbewerber und deren vermeintliche Schwächen ein. Stattdessen verweist er auf das gut verlaufene erste Vorstellungsgespräch und spricht direkt die Dinge an, die der Firma wichtig sind.

Er gibt ein konkretes Beispiel dafür, wie er im Ausland mit seinen beruflichen Aufgaben zurechtgekommen ist. Damit unterstreicht er seine Lösungskompetenz, seine Führungsstärken und seine inter­nationale Kompetenz. Mit seiner gelebten „Hands-on“-Mentalität empfiehlt er sich als künftige Führungskraft erster Wahl.

Gerne berät der Bewerbungsprofi Christian Püttjer auch Sie per Videocall, telefonisch oder persönlich: Alle Beratungsangebote - auf einen Blick!