|
In dieser und ähnlicher Form tönt es seit Jahren immer lauter durchs Internet. Allerdings ohne jeden statistischen Beleg.
Sind Arbeitszeugnisse für Manager (m/w) nun unwichtig oder nicht? Und lohnt es sich überhaupt, sogar eigenes Geld für einen ergänzenden „Karrierebaustein“ zu investieren?
Dass Antithesen im Netz großes Gehör finden, ist kein Geheimnis. Je schräger und revolutionärer die verbreiteten Thesen sind, desto mehr Aufmerksamkeit erfahren sie. Meist allerdings nur kurzfristig, bevor sie wieder in der Versenkung verschwinden.
Ja, es stimmt, es gibt aus verschiedenen Gründen eine Krise der Arbeitszeugnisse.
Ja, es stimmt aber ebenso, dass gute Arbeitszeugnisse eine ganz andere Wirkung in anstehenden Bewerbungsverfahren entfalten als durchschnittliche oder gar schlechte.
Aus einem Leitfaden für Personaler "Gute Arbeitszeugnisse sind ein Indiz für einen guten Mitarbeiter, unterdurchschnittliche Zeugnisse sind ein Beweis für einen unterdurchschnittlichen Mitarbeiter." |
Fakt 1: Es gibt immer wieder wissenschaftlich angelegte Studien zur Bedeutung von Arbeitszeugnissen und zu deren Hauptaussagen.
Und diese Untersuchungen (Studie 2016 und 2017) ergeben regelmäßig, dass ein großer Teil von Personalexperten die Zeugnisse von Bewerberinnen und Bewerbern in der Summe durchaus als ergänzendes Argument für oder gegen eine Einladung zum Vorstellungsgespräch ansieht.
Fakt 2: Weiter erleben wir seit Jahren in unseren Karriereberatungen, dass niemand allein wegen eines überzeugenden Arbeitszeugnisses eingestellt wird.
Aber ebenso erleben wir auch, dass Führungskräfte, die mehrere fehlerhafte, missverständliche oder gar schlechte Bewertungen vorlegen, deutlich weniger Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Was für Kenner der ausgesprochenen und unausgesprochenen Regeln des Einstellungsverfahrens auch keine Überraschung ist.
Fakt 3: Immer wieder wird von bloggenden „Experten“ beschworen, dass Headhunter nur an Lebensläufen interessiert sind und am liebsten auf Anschreiben und Arbeitszeugnisse vollständig verzichten möchten.
Dabei wird gerne übersehen, dass Headhunter nur den Erstkontakt zum neuen Arbeitgeber herstellen. Die Einstellungsentscheidung wird dann aber im Unternehmen getroffen.
Und dort sind, wie üblich, mehrere Parteien beteiligt, die sich gegen Fehlentscheidungen bei der Besetzung von Managementpositionen schon im eigenen Interesse absichern möchten.
Aus diesem Grund werden mit Führungskräften und Top-Managern/-innen ja auch
Management-Audits und Assessment-Center,
zahlreiche Vorstellungsgespräche mit Entscheidern aller Ebenen
geführt.
Dabei gilt die Regel „Je mehr Argumente für eine Bewerberin oder einen Bewerber sprechen, desto besser.“ Warum sollten nun ausgerechnet frühere und aktuelle Arbeitszeugnisse nicht zu diesen Pro- und Contra-Argumenten in Sachen Einstellung gehören? |
Fakt 4: Unsere Befragungen
Da wir ständig Führungskräfte und Top-Manager/-innen beraten und coachen fragen wir diese "Entscheider" aus eigenem Interesse seit Jahren auch immer direkt danach, welchen Stellenwert sie Arbeitszeugnissen beimessen, wenn sie selber an Einstellungsentscheidungen beteiligt sind.
Im Ergebnis kann hier festgestellt werden, dass die Mehrzahl der Managerinnen und Managern zwar keine spezielle Schulung zum Thema "Arbeitszeugnis verstehen und entschlüsseln" bekommen hat.
Dennoch wissen die Entscheider aufgrund ihrer persönlichen und beruflichen Erfahrung, dass diesen vier Elementen eine zentrale Rolle zukommt:
Aufgabenblock mit wesentlichen Tätigkeiten,
besonderen beruflichen Erfolgen,
Gesamtnote (zusammenfassende Beurteilung),
Schlussabsatz mit Dank, Bedauern, Kündigungsgrund und Zukunftswünschen.
Daher sollten Sie sicherstellen, dass Ihr Arbeitszeugnis in jedem Fall in den vier genannten Kernkategorien überzeugt. Und idealerweise auch in den weitereren Einzelnoten und Bewertungen "gute" oder "sehr gute" Noten enthält.
Fakt 5: Uns persönlich stört auch sehr die Allgemeinheit und Oberflächlichkeit, mit der das Thema Arbeitszeugnisse oft diskutiert wird.
So macht es schon einen deutlichen Unterschied, ob ein Hochschulabsolvent neben den Noten aus dem Studium noch ein überzeugendes Praktikumszeugnis vorweisen kann oder nicht. Also ist für ihn oder sie die Benotung praktischer Leistungen durch einen Arbeitgeber absolut wichtig, um den Einstieg ins Berufsleben möglichst zügig zu schaffen.
Auch der Verweis auf USA, UK, AUS, CAN und NZL und die dort angeblich völlig unbekannte deutsche, österreichische und schweizerische Arbeitszeugnispraxis zeigt von der Unkenntnis aktueller Entwicklungen.
Denn auch in diesen Arbeitsmarktregionen sind die dort üblichen Letters of Recommendation in den letzten 15 Jahren immer umfangreicher und im Detail deutlich aussagekräftiger geworden. So werden beispielsweise erfolgreiche Projekte, nachhaltige Umsatz- oder Gewinnsteigerungen, überdurchschnittliche Kostensenkungen ebenso erwähnt, wie individuelle Stärken, also Innovationsfreude, Kommunikationsgeschick oder Führungsstärke. |
Fakt 6: Natürlich gibt es so manches an inflationär sehr guten Zwischen- oder Arbeitszeugnissen zu kritisieren.
Aber als Pragmatiker wissen Sie für Ihre beruflichen Handlungs- und Gestaltungsfelder so gut wie wir: Solange es keine bessere Lösung für ein Problem gibt, gilt es mit der bestehenden Lösung zu arbeiten. |
Warum sollten Sie also auf den „kleinen“ Trumpf Arbeitszeugnis im Bewerbungspoker verzichten?
Daher unterstützen wir auch Sie bei Bedarf gerne mit dem Schreiben eines aussagekräftigen und überzeugenden Arbeitszeugnisses für Führungskräfte.
Christian Püttjer & Uwe Schnierda twitter: karrierecoaches
foto: © goodluz / fotolia.com