Beispiele für Antworten ✓ vorher Anruf beim Chef ✓ Referenzen angeben ✓ Stressfrage ✓ berufliche Entwicklung ✓
Natürlich steht es Ihnen frei, bei der Frage nach der Meinung Ihres Vorgesetzten über Sie zu antworten, was Sie wirklich denken, beispielsweise:
„Mein Chef ist sauer, weil er mitbekommen hat, dass ich mich wegbewerben möchte.“
„Meine direkte Vorgesetzte leitet erst seit fünf Monaten die Abteilung und ist völlig überfordert. Die schiebt mir ständig alle Probleme in die Schuhe und ist der eigentliche Grund dafür, dass ich einen neuen Job suche.“
„Er würde vermutlich sagen, dass er froh ist, mich los zu sein.“
„Sie würde nur Negatives sagen, weil der Prozess vor dem Arbeitsgericht noch läuft.“
„Mein Chef ist ein Idiot, der würde nur Unsinn erzählen, deswegen habe ich mich ja bei Ihnen beworben.“
Vermutlich wäre das Vorstellungsgespräch dann aber schneller zu Ende als Ihnen lieb ist.
Wie geht es besser? Und worauf zielt diese Frage eigentlich ab?
Schwächen und Stärken indirekt: Grundsätzlich geht es bei Fragen dieser Art darum, Schwächen (hilfreich: 100 Beispiele) und Stärken indirekt zu erfragen.
Kenne ich schon! Denn da viele Bewerberinnen und Bewerber mit klassischen Fragen wie „Was sind Ihre drei Schwächen?“ oder „Wo sehen Sie Ihre Stärken?“ mittlerweile deutlich vertrauter als früher sind, erfragen Personalmitarbeiter persönliche oder fachliche Vorzüge und Grenzen heutzutage häufig indirekt.
Beispielsweise in dieser Art:
„Was würde Ihr ehemaliger Chef an Ihnen kritisieren?"
„Was würde Ihre momentane Vorgesetzte an Ihnen loben?“
„Welche drei Dinge haben Ihren Chef an Ihnen gestört?“
„Was können Sie besser als Ihr Chef?“
Statt direkt nach Problemen, Schwierigkeiten und Krtik zu fragen, gehen manche Recruiter auch den entgegengesetzten Weg.
Damit meinen wir, dass zunächst nach positiven Aspekten gefragt wird, um dann die Gegenrichtung einzuschlagen.
Rechnen Sie also damit, dass auf die vermeintlich harmlos klingende Frage "Wer war der beste Chef, den Sie je hatten?" die Anschlussfrage "Und wer war der oder die schlechteste?" folgt.
Grundsätzlich hilft es, den Ball eher flach zu halten.
Sie können beispielsweise darauf verweisen, dass Sie gut mit Vorgesetzten zusammengearbeitet haben, Ihre Aufgaben gerne erledigt haben, Projekte erfolgreich bearbeitet haben oder Kolleginnen und Kollegen im Urlaub oder bei Krankheit zusätzlich vertreten haben.
Führen Sie dann weiter aus, was Sie an Vorgesetzten im Allgemeinen schätzen. Denken sie dabei an
strukturierte Arbeitsanweisungen,
Wertschätzung für gut gelungene Aufgaben,
regelmäßige Informationen,
konstruktives oder zumindest hilfreiches Feedback oder
die Möglichkeit (Teil-)Verantwortung zu übernehmen.
Bereiten Sie sich mit unseren E-Learnings-Vorstellungsgespräch und diesen Blogartikeln gut auf Vorstellungsgespräche vor.
eigene Fragen an neue Arbeitgeber
Schnelle Auskunft: Nicht von der Hand zu weisen ist, dass Headhunter, externe Personalberater und auch interne Personalmitarbeiter den Griff zum Telefon (Anruf überhaupt erlaubt?) durchaus nutzen, um nähere Auskünfte über eine Bewerberin oder einen Bewerber zu bekommen.
Referenzgeber: Daher werden auch Referenzen ausdrücklich eingefordert, insbesondere von Führungskräften. Und gerade hier wird bei den Referenzgebern ganz offen nach dem Eindruck gefragt, den der Bewerber am Arbeitsplatz über einen längeren Zeitraum hinterlassen hat.
Wonach wird gefragt: So kann beispielsweise nach der Zuverlässigkeit bei der Erledigung von Arbeitsaufgaben, nach dem Verhalten in stressigen Situationen, nach dem Umgang mit Kolleginnen und Kollegen oder der Bereitschaft, neue Arbeitsaufgaben zu übernehmen, gefragt werden.
Selten, aber möglich: So kann es passieren, dass im Vorfeld eines zweiten oder dritten Vorstellungsgesprächs tatsächlich mit dem ehemaligen Chef telefoniert wurde.
Übereinstimmung? Und die Antworten eines Bewerbers auf Fragen wie „Wenn ich jetzt Ihren Chef anrufen würde, was würde er Positives über Sie sagen?“ mit den tatsächlichen Aussagen der Ex-Chefin oder des Ex-Chefs abgeglichen werden.
Nachgefragt: Bestehen hier eklatante Widersprüche würde sicherlich nachhakt werden, worauf diese beruhen.
Zwischen den Zeilen Kritik? Weiter kommt es vor, dass die Gesamtnote oder Einzelbewertungen aus dem Arbeitszeugnis mit den Antworten eines Bewerbers auf die erwähnten Chef-Fragen verglichen werden.
Glaubwürdig bleiben: Hier gilt es selbstbewusst und glaubwürdig zu bleiben. Meist wird nur überprüft, ob sich ein Bewerber in Widersprüche verwickelt und von vorherigen Aussagen zu seinen fachlichen Kenntnissen, persönlichen Stärken, beruflichen Erfahrungen oder individuellen Erfolgen plötzlich abrückt.
Taktik: Grundsätzlich werden Sie mit Ihrer Antwort überzeugen, wenn Sie darauf verweisen, dass Ihr Chef im Wesentlichen mit Ihrem Engagement und Ihren Leistungen zufrieden war – und hierfür konkrete Beispiele anführen können.
Anschaulich: Idealerweise geben Sie auch Beispiele dafür, dass Ihnen Ihr Chef mehr Verantwortung, zusätzliche Aufgaben, spezielle Projekte, wichtige Kundenanfragen, drängende Sonderaufgaben oder knifflige Verhandlungen übertragen hat. Bringen Sie gezielt Ihre Stärken ins Spiel.
Beschreiben Sie berufliche Situationen, in denen Sie Ihre Stärken gezielt eingesetzt und deswegen erfolgreich gearbeitet haben. Denken Sie dabei an die Aufgaben in der neuen Stelle.
effizientes Delegieren
zügiges Entscheiden
Die gesamte Beschäftigungsdauer zählt: Je konkreter Sie werden, desto deutlicher wird Ihre Lern- und Erfolgskurve am letzten und vorletzten Arbeitsplatz. Verknüpfen Sie Ihre berufliche Entwicklung mit der fiktiven Meinung Ihres Chefs über Sie – und schon fällt das „Chef-Statement“ positiv und glaubwürdig aus.
Inspirierende Beispielantworten: Konkrete Formulierungen und Beispiele, die Ihnen zur Anregung dienen, finden Sie in unseren E-Learnings Vorstellungsgespräch.
Aus unseren Bewerbungsberatungen wissen wir, dass sehr oft nach der tatsächlichen Motivation der Bewerbung, dem Wechselgrund, den beruflichen Neigungen und Vorlieben und den individuellen Stärken gefragt wird.
Wo sehen Sie Ihre Stärken?
Und wo Ihre Schwächen?
Was unterscheidet Sie von anderen Bewerberinnen und Bewerbern?
Welche Stärken und Kompetenzen zeichnen Sie als Führungskraft aus?
Verdeutlichen Sie mit Ihren Antworten, dass Sie eine belastbare Kollegin, ein organisationsstarker Kollege, eine lösungsorientierte Projektleiterin oder eine strategisch denkende Führungskraft sind.
Abschlusstipp: Wenn es tatsächlich sehr starke Meinungsverschiedenheiten und permanent Ärger mit dem letzten Chef gegeben hat, sollten Sie dies im Vorstellungsgespräch gegebenenfalls als Wechselgrund angeben.
Idealerweise verweisen Sie dann auf einen früheren Chef oder eine andere Vorgesetzte, mit denen Sie über einen längeren Zeitraum produktiv zusammengearbeitet haben.
Christian Püttjer & Uwe Schnierda twitter: karrierecoaches
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