Wer liebt sie nicht, die Jahresrankings der besten Arbeitgeber?
Welches Unternehmen ist am beliebtesten?
Wer ist auf dem absteigenden Ast?
Und wo steht eigentlich Zalando?
Es ist kein Geheimnis, dass insbesondere männliche Arbeitnehmer sehr empfänglich sind für Listen, Rankings und Top-Ten-Berichte. Ganz gleich, ob es um die besten Headhunter, die besten Städte oder die besten Arbeitgeber geht.
Daher fand und findet das Jahresranking 2017 des Business-Netzwerkes LinkedIn ein entsprechend großes Echo im Netz.
Allerdings sind die Rückmeldungen dazu sehr gemischt. Worum geht es? Und was wird eher kritisch kommentiert?
Zunächst ein Blick auf die ersten zehn Plätze der LinkedIn-Aufstellung. Die beliebtesten Arbeitgeber des Jahres 2017 sind hier:
1. Zalando (Diese Stärken werden gesucht + 32 Fragen)
2. McKinsey & Company
3. Rocket Internet
4. Alphabet
5. Amazon
6. KPMG Deutschland
7. Adidas Group
8. Merck
9. SAP (Diese 29 Fragen + innovative Stärken)
10. Boston Consulting Group
Quelle: LinkedIn
LinkedIn liefert nicht nur eine bloße Liste der angeblich beliebtesten 25 Unternehmen in Deutschland, sondern erläutert zusätzlich, was für die Top-Arbeitgeber 2017 spricht. So heißt es für den Erstplatzierten unter anderem:
"Zalando sieht sich als Plattform für Mode."
"Gesucht sind Talente mit Hands-on-Mentalität und starkem Unternehmergeist."
"Im Zwei-Wochen-Takt finden sogenannte zTalks statt, in denen Vorstandsmitglieder und Mitarbeiter aus Fachteams neue Projekte und Entwicklungen aus dem Unternehmen vorstellen."
"Die Zalando Unternehmenskultur ist geprägt von Vertrauen, Befähigung und konstruktivem Feedback, mit einer positiven und inspirierenden Atmosphäre sowie Teamplay."
Nicht nur die Beschreibung der Nummer 1 im Jahresranking 2017 hinterlässt den Eindruck reiner PR-Mitteilungen, die ihren Ursprung in den Abteilungen Presse und HR des Zalando-Konzerns haben könnten.
Ebenso erinnern die weiteren Unternehmensbeschreibungen der Plätze 2 bis 25 an die üblichen abgenutzten Phrasen, blumigen Sprüche und inhaltsleeren Versprechungen einschlägiger Broschüren und Magazine für (noch) unerfahrene Berufseinsteiger aus dem Hochschulbereich.
Zumindest erläutert LinkedIn in Ansätzen die Methodik, die bei der Datenauswertung eingesetzt wurde (Quelle: LinkedIn).
In Frage kamen nur Unternehmen, die 500 oder mehr Mitarbeiter haben. Damit wurden allerdings kleine und mittlere Unternehmen, die in Deutschland für knapp 60 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze stehen, vom LinkedIn-Ranking von vornherein ausgeschlossen (Quelle: wikipedia).
Schmachtende Blicke auf Unternehmen, die sich bei LinkedIn präsentieren. Weiter wurde erfasst, welche Zeitspanne Nutzer des US-amerikanischen Business-Netzwerks den jeweiligen Unternehmensseiten auf LinkedIn gewidmet haben. Je länger, desto relevanter und damit beliebter sind die entsprechenden Unternehmen.
Virtuelles Netzwerken. Pluspunkte im Ranking gab es ebenso, wenn Nicht-Beschäftigte versucht haben, sich mit Beschäftigten der Top-Arbeitgeber auf LinkedIn zu vernetzen.
Reaktionen auf Job-Postings. Je mehr Nutzer auf Jobangebote, die auf LinkedIn selber veröffentlicht wurden, reagiert haben, desto begehrter wird das Unternehmen angesehen – und eingestuft.
Verweildauer: Beschäftigte, die mindestens ein Jahr beim jeweiligen Arbeitgeber verbracht haben, was ja im LinkedIn-Profil vermerkt werden kann, sorgen wohl ebenfalls für Pluspunkte in der Endnote.
Ergänzende Informationen über die Stimmung und die Arbeitsbedingungen in Unternehmen, die ebenso wie die LinkedIn-Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen sind, liefert weiter auch das Arbeitgeber-Bewertungsportal Kununu.
Daher drängt sich ein Vergleich der Ergebnisse und Erkenntnisse aus dem LinkedIn-Ranking mit denen auf Kununu geradezu auf.
Und der geht schon für Zalando nicht sehr schmeichelhaft aus. Lauten die Beschwerden doch wiederholt, dass Arbeitsverträge viel zu oft befristet sind, Gehälter viel zu niedrig angesetzt sind und die Wertschätzung viel zu wenig ausgeprägt ist (Quelle: kununu).
Auch wir haben als Bewerbungsberater und Karrierecoaches durchaus schon so manches aus erster Hand über exzellente, gute, durchschnittliche, mittelmäßige, schlechte und grauenhafte Arbeitgeber gehört. Und das seit über 20 Jahren.
Daher neigen wir bei Rankings dieser Art weder zu pauschalen und abwertenden Negativurteilen, noch zu vorschnellem und unreflektierten Hurra-Geschrei.
Letztendlich beruht die Meinung über die Qualität eines Arbeitgebers auf sehr vielen subjektiven Eindrücken und wird insbesondere von persönlichen Erlebnissen und Besonderheiten des jeweiligen Mikrokosmos am Arbeitsplatz geprägt. Mehr dazu auch hier: Welcher Job macht mich glücklich?
Fazit: Das Ziel mediale Aufmerksamkeit zu erreichen, hat LinkedIn mit seinem Beitrag sicherlich erreicht, unserem Eindruck nach allerdings eher negative.
Statt „LinkedIn Top Companies 2017 – Wo Deutschland jetzt arbeiten will?“ hätte der Artikel ehrlicherweise „Linkedin Top-Aufmerksamkeit 2017 – Welche deutschen Unternehmensseiten und -Jobangebote auf den LinkedIn-Seiten am längsten angeschaut werden“ lauten sollen.
Christian Püttjer & Uwe Schnierda twitter: karrierecoaches
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