Welche Fehler machen Bewerber auf Xing? Was stört Personalverantwortliche im LinkedIn-Lebenslauf? Und wann führen Twitter Statements ins Aus?
Eine Umfrage des Digitalverbandes Bitkom unter 408 Personalverantwortlichen in Unternehmen ab 50 Mitarbeitern hat bestätigt, was Sie sicherlich schon selbst vermutet haben.
Immer mehr Unternehmen checken die Social-Media-Profile von Bewerberinnen und Bewerbern und reagieren auf bestimmte Inhalte so allergisch, dass das Bewerbungsverfahren abgebrochen wird, bevor es überhaupt richtig in Schwung gekommen ist.
Mittlerweile prüft rund jedes zweite Unternehmen, nämlich 46 Prozent, den Onlineauftritt von Bewerberinnen und Bewerbern.
Dass der Bewerberauftritt auf Xing, LinkedIn, Facebook oder Twitter im Vorfeld vor telefonischen Job-Interviews oder Vorstellungsgesprächen oder der Unterzeichnung eines Arbeitsvertrages analysiert wird, ist damit keine echte Frage mehr.
Offen bleibt allerdings die Beantwortung der dahinterstehenden Kernfrage.
Welche Fehler vermeiden? "Was stört Personalverantwortliche an Social-Media-Auftritten so sehr, dass sie einen Bewerber ablehnen?" |
Einerseits haben sich die befragten Personalverantwortlichen hierzu in der Umfrage konkret geäußert.
Andererseits stehen wir auch selbst in regelmäßigem Kontakt mit Headhuntern, Personalmitarbeitern und Entscheidungsträgern auf Vorstands- und Geschäftsführerebene.
Daher können wir Ihnen weitere aktuelle Informationen darüber zukommen lassen, welche Fehler auf Xing, LinkedIn & Co zum vorzeitigen Aus führen.
Hinweis: Grundvoraussetzung für die weiteren Erläuterungen ist die Verwendung eines Klarnamens.
Werden auf Facebook oder Twitter Pseudonyme verwandt, entstehen einige der dargestellten Probleme nicht.
Allerdings geht der Trend in allen Netzwerken zum Klarnamen.
Heißt es im an die Firma übermittelten PDF-Lebenslauf noch "04/2019 bis 7/2021 Schmidt AG, Key Accounter", sollten im Xing-Profil die gleichen Zeitangaben zu finden sein.
Aber auch wir haben es schon öfter erlebt, dass es dann im Online-Profil plötzlich nur noch heißt "04/2019 bis 5/2021 Schmidt AG, Key Accounter", die letzten zwei Monate der Beschäftigungsdauer fehlen also.
Kommt dies mehrmals vor, ist der Zug zum neuen Job ohne den Bewerber abgefahren.
Schließlich werden Personaler aus solchen Flunkereien folgern, dass der Bewerber eine Lücke im PDF-Lebenslauf mit falschen Angaben verdecken will. Und es mit der Wahrheit wohl im Allgemeinen nicht so genau nimmt.
Gleiches gilt für den Block "Berufliche Erfahrung" im PDF-Lebenslauf.
Bewerber, die hier beispielsweise Praktika im PDF-Lebenslauf als "echte" Arbeitsverhältnisse darstellen, um ihre Bewerbungschancen damit zu steigern, werden wiederum online entlarvt.
Nämlich dann, wenn es im beruflichen Netzwerk wahrheitsgetreu heißt: "Praktikum vom ... bis"
Dann gibt von Recruitern statt der erwünschten Plus- leider nur Minuspunkte.
Für Profilfotos auf Xing oder LinkedIn gilt der Business Dresscode.
Wer sich in Tätigkeitsfeldern wie dem Consulting, dem Investmentbanking, dem Controlling, dem Business Development oder natürlich im Sales und Marketing bewirbt, steht regelmäßig im beruflichen Kundenkontakt.
Bereits mit dem Foto im Xing- oder LinkedIn-Account sollten Bewerberinnen und Bewerber verdeutlichen, dass sie wissen welche "optischen" Spielregeln in ihrer Wunschbranche gelten.
Und sie sollten erkennen lassen, dass es einen Unterschied macht, ob sie sich in einem beruflichen Netzwerk präsentieren oder in einem privaten.
Heißt es im Anschreiben "ich befinde mich in ungekündigter Stellung und bitte darum, meine Bewerbung diskret zu behandeln", sollte dieser Bewerbungsvorteil nicht durch ein kürzlich allzu "aufgehübschtes" Xing- oder LinkedIn-Profil verspielt werden.
Ist erkennbar, dass es jahrelang kaum Social-Media-Aktivitäten wie eigene Posts oder geteilte Beiträge gab, sich der sehr zurückhaltende Auftritt in den letzten Monaten aber durch zahlreiche Onlineaktivitäten radikal verändert hat, wird vermutet, dass der Bewerber freigestellt oder ihm eine Kündigung in Aussicht gestellt wurde.
Auch auf diese Weise beschädigen Bewerber Ihre Reputation im Bewerbungsverfahren durch Widersprüche im Onlineauftritt.
Entsteht durch gepostete Statements der Eindruck, dass Bewerber nur eine Meinung gelten lassen, nämlich nur die eigene, erscheint eine künftig effektive Mitarbeit im Team nicht möglich.
Auch in diesem Zusammenhang haben wir schon von Ressentiments auf Seiten von Unternehmen gehört.
Beispielsweise dann, wenn Headhunter, Personalmitarbeiter und an einer Einstellungsentscheidung beteiligte Top-Manager feststellen, dass Fachthemen oder sprachlich sehr radikal präsentiert werden.
Auch Twitter-Accounts werden gerne einmal näher angeschaut.
Sicherlich wird hier manche Bewerberin und mancher Bewerber einwenden, dass frühere und aktuelle Twitter-Posts doch die neue Firma eigentlich nichts angingen, da sie rein privaten Charakter hätten.
Dies ist auch grundsätzlich richtig.
Entsteht aber der Eindruck, dass politische Ansichten eher provokativ und unversöhnlich auf Twitter gepostet werden, lässt dies für den angestrebten Betriebsfrieden nichts Gutes vermuten.
Denn wer will schon bei jeder Weihnachtsfeier oder jedem Betriebsausflug in nervige Grundsatzdiskussionen ohne Ergebnis verwickelt werden?
Und auch Beleidigungen des momentanen Chefs auf Facebook sind sicherlich nicht einstellungsförderlich.
Wird beispielsweise ein Sparschwein mit dem Namen des Chefs versehen und öffentlich zur "Schlachtung" aufgerufen, sollte der „Gefällt mir“-Button lieber nicht gedrückt werden.
eigene Fragen an neue Arbeitgeber
Unter #4 haben wir darauf hingewiesen, dass es auffällig ist, wenn Social-Media-Accounts über einen längeren Zeitraum kaum und dann plötzlich sehr intensiv genutzt werden.
Genauso problematisch ist die dauerhafte exzessive Nutzung von Facebook, aber auch Xing, Twitter, LinkedIn oder Instagramm.
Die Dauerposter im 24/7-Einsatz sind zwar überaus motiviert, einsatzbereit und leistungsstark.
Allerdings nicht in beruflichen Belangen, sondern mit Smartphone, Tablet oder PC nur auf den individuell präferierten Social-Media-Accounts. Oder allen gleichzeitig.
Dass Social-Media-Junkies vermutlich zu viel Zeit mit Privatem verbringen und zu wenig Einsatz für berufliche Aufgaben zeigen, ist aus Personalersicht ein klarer Ablehungsgrund.
Christian Püttjer & Uwe Schnierda twitter: karrierecoaches
foto: © Picture-Factory / fotolia.com