Arbeitszeugnis prüfen ✓ Schnell-Check Geheimsprache ✓ Zeugniscode verstehen ✓ Indirekte Abwertungen erkennen ✓
Wenn es um Arbeitszeugnisse und die darin enthaltenen Formulierungen und Bewertungen geht, ist oft von einem sogenannten „Geheimcode“ die Rede. Zeugnisprofis hingegen sprechen eher von speziellen „Zeugnistechniken“.
Diese – Zeugnisexperten bekannten – Formulierungstechniken würden auch wir als Geheimcode bezeichnen, dessen wichtigste Merkmale wir Ihnen nun kurz vorstellen möchten.
Fiese Zeugnissprache: Zeugnisprofis kennen diese typischen Zeugnistechniken, um Arbeitnehmer indirekt abzuwerten:
- Formfehler -> "auffällige Unterschrift"
- Negativformulierungen -> "Sein Verhalten war nicht zu kritisieren"
- Nebensächlichkeiten -> "Sie organisierte den Betriebsausflug."
- Widersprüche -> "gute Gesamtnote / ausreichende Arbeitsweise"
- Relativierungen -> "im Großen und Ganzen überzeugend"
- Zu knappe Sätze -> "Ihr Fachwissen war solide."
- Missverständliche Formulierungen -> "Er nahm Kritik an."
Worauf Sie hier im Detail achten müssen, erläutern wir Ihnen nun anhand vieler Praxisbeispiele.
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Ein gutes Arbeitszeugnis kann durch eine Häufung von Formfehlern indirekt abgewertet werden, weil damit eine mangelnde Wertschätzung zum Ausdruck gebracht wird.
- Das Zeugnis wurde nicht auf dem offiziellen Firmenbriefpapier ausgestellt. - Ein nicht zuständiger Zeugnisaussteller unterschreibt. - Das Zeugnis wimmelt vor Rechtschreibfehlern. |
Kritik wird im Arbeitszeugnis auch durch Negativformulierungen indirekt mitgeteilt. Wann immer es heißt:
„Ihr Verhalten gegenüber Vorgesetzten war nicht zu beanstanden“ oder „Ihre Arbeitsqualität war nicht zu kritisieren“, |
dann ist damit das glatte Gegenteil gemeint. So würden Zeugnisprofis die aufgeführten Beispiele übersetzen mit:
„Das Verhalten gegenüber Vorgesetzten war eindeutig zu beanstanden“ und „Die Arbeitsqualität war durchgängig schlecht und daher zu kritisieren“. |
Deshalb darf Ihr Arbeitszeugnis keine Negativformulierungen enthalten.
Arbeitszeugnisse müssen typische Tätigkeiten enthalten, die mit der Stelle des beurteilten Mitarbeiters zusammenhängen. Heißt es in der Aufgabenbeschreibung eines Einkäufers, dass er zuständig für die
„Buchung von Zahlungseingängen, die Urlaubsplanung und die Angebotseinholung“ |
war, wird durch diese Schilderung von Nebensächlichkeiten – denn darum handelt es sich bei der Buchung von Zahlungseingängen und bei der Urlaubsplanung – indirekt Kritik zum Ausdruck gebracht.
Überprüfen Sie also, ob die enthaltenen Aussagen in einem direkten Bezug zu den Kernaufgaben Ihres Tätigkeitsfeldes stehen.
Auf Widersprüche in Arbeitszeugnissen reagieren Zeugnisprofis allergisch. Ein gutes Zeugnis muss durchgängig positive Bewertungen enthalten.
Mache Firmen tricksen und streuen nur an bestimmten Stellen gute Bewertungen ein, die dann an andere Stelle mit schlechten Bewertungen konterkariert werden.
Sie plante und organisierte ihre Arbeit stets sehr systematisch. Dadurch erzielte sie zufriedenstellende Ergebnisse. |
Bei der Überprüfung Ihres Arbeitszeugnisses sollten Sie also kontrollieren, ob Widersprüche enthalten sind.
Es gibt bestimmte Schlüsselwörter, die sich eingebürgert haben, um Kritik zum Ausdruck zu bringen. Es macht in der Zeugnispraxis einen großen Unterschied, ob es heißt
„Sie lieferte im Großen und Ganzen eine zufriedenstellende Arbeitsqualität“ |
oder
„Sie lieferte jederzeit eine überdurchschnittliche Arbeitsqualität“. |
Im ersten Fall handelt es sich nämlich um ein eindeutiges „mangelhaft“, im zweiten Fall aber um die Note „gut“.
Achten Sie also darauf, dass Ihr Arbeitszeugnis auf keinen Fall relativierende Wörter wie „im Großen und Ganzen“, „bei uns galt sie“, „eigentlich“, „war bemüht“, „zeigte Interesse“ oder „war bestrebt“ heißt.
Kurze Beschreibungen und zu wenig Detailinformationen werden ebenfalls als mangelnde Wertschätzung interpretiert. So darf es beispielsweise beim Fachwissen nicht einfach heißen
„Herr Müller verfügt über Berufserfahrung“ („ausreichend“). |
Aussagekräftiger wäre:
„Herr Müller verfügt über eine vielseitige und große Berufserfahrung“ („gut“). |
Durchleuchten Sie Ihr Zeugnis daher auch unter dem Aspekt der Ausführlichkeit der einzelnen Formulierungen.
Nicht jede Abwertung im Arbeitszeugnis muss absichtlich sein. Wir erleben in unserer Beratungspraxis regelmäßig, dass Firmen aus Versehen missverständliche Formulierungen verwandt haben, weil sie es einfach nicht besser wussten.
So ist die Beschreibung
„Im Umgang mit Kunden zeigte Sie psychologisches Geschick“ |
eigentlich als Auszeichnung für den Umgang mit schwierigen Kunden zu verstehen. Manche Zeugnisprofis würden aus dieser Formulierung – insbesondere dann, wenn auch andere Sätze im Zeugnis merkwürdig klingen – allerdings heraushören
„Sie zog die Kunden über den Tisch, und wir durften dann später den Schaden wieder gut machen“. |
Damit Ihnen das nicht passiert, sollten Sie auf klare und eindeutige Formulierungen achten.
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